that’s (not) my name: Spiele mit Entwicklernamen im Titel
geschrieben am 16.06.2021
Nach Prominenz in der Unterhaltungsbranche gefragt, denken vermutlich viele vorrangig an Schauspielerinnen und Schauspielern sowie Musikschaffenden. Berühmtheiten aus der Spiele-Industrie, deren Namen auch außerhalb der jeweiligen Gaming-Community bekannt sind, dürften sich dagegen auf wenige, „schillernde“ Persönlichkeiten wie Peter Molyneux, Hideo Kojima oder unlängst Ikumi Nakamura beschränken. Zumindest in den Anfangszeiten der elektronischen Videospielentwicklung war dies auch durchaus erwünscht: Atari verzichtete bewusst auf Credits und somit die namentliche Erwähnung der an der Entwicklung beteiligten Personen, aus Sorge, die Talente könnten von Konkurrenzunternehmen abgeworben werden. Das führte mehr oder weniger direkt zum ersten dokumentierten Easteregg im VCS 2600 Modul Adventure, in dem der Entwickler eben doch den Schriftzug „created by Warren Robinett“ in einem geheimen Raum im Spiel versteckte, der nur nach Durchführung einiger abstruser Aktionen erreichbar war. Zum Glück gehören derartige Praktiken der Publisher inzwischen der Vergangenheit an und den Männern und Frauen, die an der Erschaffung der Spiele beteiligt sind, wird in teils endlos wirkenden Abspännen Zoll getragen.
Einige besonders selbstbewusste Kreative gehen sogar noch einen Schritt weiter und bringen Ihren eigenen Namen gleich im Titel unter. Hier ist eine Liste meiner Favoriten der Entwickler, die Spiele nach sich selbst benannten:
Geoff Crammond (Geoff Crammond’s Grand Prix 4)
das englische Magazin Amiga Power erlaubte sich lange Zeit den Scherz, seinen Landsmann als Sir Geoffrey zu bezeichnen, was einem entsprechend benannten Spieletitel hier sicherlich den Spitzenplatz eingeräumt hätte. Doch auch ohne Adelstitel und offiziell nur in Europa Titel des vierten Teils der Rennserie ist Geoff Crammond’s Grand Prix 4 schon mal ein guter Auftakt für diese Liste.
Sid Meier (Sid Meier’s Civilization, Sid Meier’s Pirates!, …)
Seit Sid Meier’s Railroad Tycoon aus dem Jahre 1990 trägt praktisch jedes der über 20 seither erschienen Spiele, an denen der kanadische Entwickler beteiligt war, seinen Namen. Er hat sich damit quasi selber zur Marke gemacht, die für komplexe Simulation eines Themengebietes steht, sei es der Aufbau einer Eisenbahngesellschaft, das Management eines Golfplatzes oder die Gestaltung des Schicksals einer gesamten Zivilisation. Mit derartiger Vorhersagbarkeit verliert dieses Benennungsmuster aber auch einiges an Charme.
American McGee (American McGee’s Alice, American McGee presents: Scrapland)
Mag man zunächst an einen exzentrischen Künstlernamen denken, handelt es sich genau wie bei Dua Lipa oder Prince auch bei American McGee um den tatsächlichen Namen des Game-Entwicklers, der sich seine Sporen als Leveldesigner bei id-Software verdient hat. Mit American McGee’s Alice schien sich der natürlich gebürtige Texaner um die Jahrtausendwende ein aneckendes, den braven Mainstream durchbrechendes Image geben zu wollen, dass in gleich mehreren Aspekten Vergleiche mit Comickünstler Todd McFarlane (Spawn) weckte. Der Erfolg dieser Maßnahme war jedoch eher mäßig, woran auch bislang zwei weitere „American McGee presents“-Titel nichts ändern konnten.
Archer MacLean (Archer MacLean’s Pool, Archer Maclean Presents Pool Paradise, Archer MacLean’s Mercury)
Fast tut es mir leid, dass Archer MacLeans Name selbst eingefleischten Gaming-Enthusiasten kaum geläufig ist, hat er doch praktisch im Alleingang mit IK+ eines meiner absoluten Lieblingsspiele entwickelt, mir die Faszination von Snooker eröffnet und mit Archer dazu noch einen der coolsten Vornamen aller Zeiten. Ein Teil der Verwirrung um Spiele mit seinem Namenszusatz dürfte dem Brieten aber auch selbst zuzuschreiben sein, denn der Quasivorgänger von Archer MacLean’s Pool trug mit Jimmy White’s ‚Whirlwind‘ Snooker noch den Namen eines berühmten Spielers dieser Billard-Variante im Titel, so dass nicht wenige der Annahme waren, dass es sich auch bei MacLean um einen lizenzierten Sportler denn um den Entwickler des Spiels handele, zumal erst 12 Jahre später mit Archer MacLean’s Mercury ein guter, aber wenig beachteter PSP Geschicklichkeitsknobler erschien, der den Namen Archer MacLean mit etwas anderem als Pool in Verbindung brachte.
David Crane (David Crane’s Amazing Tennis, David Crane’s A Boy and His Blob: Trouble on Blobolonia)
Geradezu bescheiden finden sich im fast 100 Spiele umfassenden Lebenslauf dieses Urgesteins, das unter anderem Pitfall entwickelt hat, nur wenige Titel, die um seinen Namen angereichert wurden. Mit David Crane’s Amazing Tennis ist aber eine nahezu perfekte Namensgebung gelungen, denn auf kürzestem Raum wurde nicht nur der Name des Designers untergebracht, sondern auch der Sachverhalt, dass die Sportart Tennis thematisiert wird und man zudem der Meinung ist, dass es sich um ein unglaublich gutes Spiel handelt 😉