TDLC: sexy, crazy, (un)cool
geschrieben am 22.03.2012
Während lange Zeit (zu recht) Raubkopierer das erklärte Feindbild der Gamingindustrie waren, zieht neuerdings eine neue Gruppe von Zockern den Zorn der Spielemacher auf sich: die Gebrauchspielekäufer. Hat es bis vor kurzem noch keinen interessiert, wenn man seine Spiele gebraucht auf Flohmärkten, bei ebay oder im entsprechenden Fachhandel
kauft, lassen sich nun Branchengrößen wie Quantic Dream Mitbegründer Guillaume de Fondaumiere, Eliteschöpfer David Braben oder Dave Herod von Codemaster zu Kommentaren wie „Gebrauchtspiele sind Diebstahl“ hinreißen und versuchen unter zurhilfenahme der Onlinefähigkeiten aktueller Konsolen dem schändlichen Treiben Einhalt zu gebieten.
So führte Electronic Arts 2010 den Onlinepass ein, der nur dem registrierten Erstkäufer die kostenlose Nutzung der Online-Modi ermöglicht. Gebrauchtkäufer dürfen dagegen 10 Dollar beziehungsweise 10 Euro zahlen, um im Netz gegen andere Spieler anzutreten. Dabei scheint gerade die Fokussierung auf Multiplayer-Matches widersinnig zu sein, sorgt doch gerade ein guter Mehrspielermodus bei Titeln aus der EA-Sports Riege oder der Call of Duty Reihe für Langzeitmotivation und verhindert somit auf natürliche Weise den Weiterverkauf des Spiels, während für langweilige Onlinemodi oder zum Zeitpunkt des Kaufs verwaiste Server sowieso wenige Second-Hand-Käufer Geld ausgeben würde. Richtig lustig wird es, wenn wie im Falle von EA Sports MMA, dass ebenfalls über einen Onlinepass verfügt, die Server bereits 18 Monaten nach der Veröffentlichung abgeschaltet werden.
Doch auch Einzelspielertitel werden Ihres Inhalts beschnitten, um ihn dann Erstkäufern als kostenlosen Downloadcontent anzubieten. Fällt die Download-Questreihe bei Kingdoms of Amalur in Anbetracht des sonstigen Umfangs des Actionrollenspiels nicht weiter ins Gewicht, stoßen einem beispielsweise die Catwoman-Episoden, mit denen Batman: Archam City beworben wurde und die nur gegen Downloadcode oder Bares spielbar sind, schon übler auf. Getoppt wird dieses jedoch von Ridge Racer auf PS Vita: Zwar steht der Titel für schlanke 30 Euro in den Händlerregalen, bietet dabei aber gerade einmal 3 Strecken und 5 Fahrzeuge. Angeplante Erweiterungen via Download sind für Erstkäufer teilweise kostenlos, alle anderem werden für sämtliche Inhalte zur Kasse gebeten. Immerhin dürfte diese Politik für spaßige Diskussionen über den „Wert“ eines Spielemoduls bzw. der CD bei den Preisverhandlungen auf Flohmärkten führen.
Und auch wenn oben angeführten Experten den Autovergleich als hinkend und unzutreffend bezeichnen, ist es dennoch amüsant, sich vorzustellen, diese Methoden würden analog auf den KFZ-Bereich übertragen, indem ein Wagen z.B. per Fingerabdruckscan auf den Erstbesitzer geeicht wird, um Gebrauchtwagenkäufern für „erweiterte“ Features wie Sitzheizung, Geschwindigkeiten jenseits der 120 kmh, Fernlicht oder Linksabiegen einen Obulus abzuluchsen.