geschrieben am 22.08.2013
Meeeeh! Müsste ich die Gamescom 2013 mit einem einzigen Nicht-Wort beschreiben, dürfte es wohl eben diese sei. Das soll nicht heißen, dass der Messebesuch enttäuschend oder gar schlecht gewesen sei, es fehlte schlicht die Begeisterung und der „Zauber“. Dabei standen die Chancen am Fachbesuchertag, an dem erneut unglaublich viele „ich-habe-3-lets-play-videos-auf-youtube-kiddies“ (oder eben Verfasser irrelevanter Videospieleblog) anwesend waren, mehr als günstig:
So wurde erstmals A-Prominenz in Form des bekannten, wenn auch mit zweifelhaftem Leumund geschlagenen Entwicklers Suda Goichi gesichtet, und selten konnten so viele Spiele und Hardware wie auf der diesjährigen Gamescom angetestet werden, darunter auch die heißerwarteten neuen Konsolen Xbox One und Playstation 4. Auf dem Showfloor durch wenige Starttitel vertreten und zumindest bei Sony hinter einer ellenlangen Warteschlange versteckt, bestätigte sich das bereits Eingangs beschriebene Gefühl: Die Spiele sind nett und die neue Technik schön und gut, wird aber wohl vorrangig dazu genutzt, altbekannte Konzepte in etwas hübschere Grafik zu verpacken, die mit aktuellen Highend-PC mithalten kann. Auf bahnbrechende Quantensprünge und vor staunen offene Münder wie noch einige Hardwaregenrationen zuvor hofft man also vergebens. Meeeeh(r) vom Gleichen dürfe auch auf Batman: Arkham Origin zutreffen, dass sich beim Antesten praktisch identisch zu Batman: Arkham City spielt. Der PS Vita Ableger Batman: Arkham Origin Blackgate steuerte sich dagegen recht merkwürdig. Insgesamt waren die mobilen Geräte, seien es echte Handhelds wie PS Vita und 3DS oder Handys / Tablets, weitaus weniger präsent als noch in den letzten Jahren. Eigentlich schade, fanden sich auf diesen Geräten nicht selten interessante und spaßige kleinere Titel. Aber selbst das bereits erschienene Soul Sacrifice und das auf dem Papier mit interessanten Features gespiekte Papercraft-Abenteuer Tearaway erzeugte ausschließlich Gleichgültigkeit beim Anzocken. Auch der Nintendostand überraschte weniger mit unerwartetem Handheld-Futter oder neuem Wind für eingesessenen Serien als vielmehr einer im Vergleich zum Vorjahr deutlich verkleinerten Fläche, ebenso wie Konami, die in der Entertainment Area nichts zu Metal Gear 5: Phantom Pain zeigten und stattdessen auf PES 2014 und eine HD Umsetzung des 3DS Castlevania setzten.
Der Preis für den bombastischten Stand dürfte dagegen an Electronic Arts gehen, der an Standfläche, Dubstep-Läutstärke und Mechgröße kaum zu übertreffen war. Und zugegebenermaßen hat sich das Einreihen in die Titanfall-Schlange durchaus gelohnt, konnte hier doch nach einem kurzen Trailer tatsächlich Hand an die gutaussehende PC-Version in einem Multiplayer-Match gelegt werden, dass trotz mangelnder Skills bei kompetitiven Shootern durchaus Spaß gemacht hat. Gleiches galt für Ninja Gaiden Yaiba Z, dessen Ersteindruck im Vergleich zum ähnlich gelagerten Schnetzler killer is dead vom anfangs erwähltem Suda51 etwas besser ausfiel. Die Ninja-Neben-Neben-Story schien zwar nicht den fordernden Schwierigkeitsgrad der Ninja Gaiden Serie und eines meiner Lieblings original Xbox Spiele zu haben, wusste aber mit wuchtigen Kampfmanövern und wortwörtlich schlüpfriger Inszenierung zu gefallen.
Unerwartet kalt gelassen hat mich dagegen eine Sightseeing-Runde im Mech-Spiel Hawken auf der mit Lobpreisungen überhäuften Virtual-Reality Hardware Oculus Rift. Natürlich war das Umsehen im 3D-Cockpit per Headtracking recht nett, aber nach all den enthusiastischen Berichten hatte ich mich eben auf eine herunterklappende Kinnlade und nicht auf eine – so merkwürdig das auch klingen mag – verbesserte Version des vom 3DS bekannten Effekts der räumlichen Darstellung eingestellt. Witzigerweise wurde direkt anschließend in der Retro-Ecke Hand an einen Virtual Boy gelegt, der tatsächlich mit unerwartet scharfem Bild und solidem 3D Effekt verblüffte und kurzzeitig den Gedanken hervorrief, ein solches Gerät in die eigene Retrosammlung aufzunehmen.
Und natürlich trumpfte die Messe auch mit einigen weiteren Überraschungen auf: In der leider recht kleinen IndieArea konnte neben anderen interessanten Entwicklungen das überaus liebevoll gestaltete und bereits bemerkenswert poliert wirkende Actionadventure The Last Tinker: City of Colors bestaunt werden, das an meinen Vorjahresliebling gameglobe erinnerde Project Spark erscheint auch auf der Xbox360, Daedalic Entertainment arbeitet mit Blackgards an einem interessanten rundenbarsiertem Taktik-RPG, Splintercell Blacklist scheint trotz actionreicher E3 Trailer knackige Schleichpassagen zu bieten und der Xbox One Download-Starttitel Loco Cycle wäre technisch wohl auch auf der ersten Xbox machbar gewesen und selbst dort kein gutes Spiel geworden.
Warum sich trotz all dieser weitestgehend positiven Eindrücke keine Euphorie eingestellt hat ist schwer auszumachen. Vermutlich lag es einfach an einer zu hohen Erwartungshaltung, sowohl an die Technik von Xbox One, Playstation 4 und Oculus Rift als auch an Spielidee-Inovationen bei den Mainstream-Titeln.
Tags: gamescom oculus rift
Kategorie: dies, das und dumme Ideen
geschrieben am 16.08.2012
Nach den etwas ernüchternden Erlebnissen auf der Gamescom 2011 hatte ich mir eigentlich vorgenommen, die Spielemesse dieses Jahr auszulassen. Schlussendlich ließ ich mich nach dem Erhalt einer Einladung für den Fachbesuchertag dann aber doch zu einer Reise nach Köln hinreißen und war zunächst verwundert, dass immer noch erstaunlich viele goodiegeile Kiddies unterwegs waren. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass vielen Bloggern und „FakePress“ die Akkreditierung zwecks Wahrung des Fachbesuchercharakters für diesen Tag verwehrt wurde, entbehrte dieses nicht einer gewissen Ironie. Dennoch waren naturgemäß auch ohne VIP-Pass Besucherandrang und Wartezeiten erheblich geringer, was mich jedoch nicht davor schützte, wie anscheinend jedes Jahr über eine Stunde für die (nicht selbst spielbare) Präsentation eines Mega-Hype-Titels anzustehen und anschließend der verplemperten Zeit nachzutrauern. 2012 traf es the last of us, das nach Warteschlange und Wartebereich in einem winzigen Kabuff jeweils einer Zwölfergruppe „vorgespielt“ wurde. Mein Tipp: Den (inhaltlich nahezu identischen) E3 Trailer von the last of us ansehen und die Zeit lieber dafür nutzen, am Sony-Stand Spiele wie God of War: Ascension anzutesten, dessen Single-Player Modus mit gewohnt brachialer Bombastpräsentation und netter Zeit-Einfrier-Funktion daherkommt, während der Multiplayerpart zwar ähnlich gute Spielbarkeit, aber ein etwas merkwürdiges Regelsystem aufweist. Insgesamt war das Sony Lineup aber gefühlt etwas schwächer als die letzten Jahre, wobei der japanische Konsolenhersteller im Gegensatz zur Konkurrenz zumindest durch Anwesenheit glänzte – Microsoft und Nintendo erteilten der Gamescom 2012 bekanntermaßen eine Absage. Am Stand des Xbox-Konzerns hatte ich die letzten Jahre zwar (warum auch immer) relativ wenig Zeit verbracht, das klinische Weiß der nintendoischen Zahnarztpraxis Ausstellfläche wurde dagegen durchaus vermisst. Denn zusammen mit dem selbst bei Sony mickrigen Playstation-Vita Aufgebot waren die klassischen Handhelds zumindest in meiner Wahrnehmung auf der Messe so gut wie nicht existent. Lediglich das auf meiner Liste stehende Castlevania: Lords of Shadow – Mirror of Fate konnte als einer der wenigen großen kommenden 3DS-Titel in einem prominent präsentierten Bereich angespielt werden, machte einen guten Eindruck und überzeugte mit einigen netten 3D Effekten. Negativ fiel dagegen der überraschend große Stand von GREE auf, die in Japan eine große Nummer im Bereich mobile-social-IOS-free-to-play-micro-payment-gaming sind. Nicht nur, dass die Marke Metal Slug auf iPad und Co in einem Spiel mit Farmville-ähnlichem Management und unsteuerbaren Action-Passagen Verwendung fand, mir wurde auf Apples Tablet auch ein Trading-Card Game präsentiert, dass sich wortwörtlich VON SELBER SPIELTE!!!
Der Tabletcontroller der Wii U wiederum konnte dank des Start-Lineups von Ubi-Soft auch ohne die Anwesenheit von Nintendo angetestet werden. Beim unterhaltsamen Anzocken von Zombi U wurde ich jedoch nicht wirklich warm mit dem Steuergerät. Obwohl das Wii U Gamepad recht gut in der Hand liegt, empfand ich die Analogsticks, Schultertasten und Knöpfe ungewohnt weit auseinanderliegend, und den Zwang, die Umgebung per Scanner nach Items abzusuchen, schon bei Resident Evil: Relevations als Zumutung. Das Umschauen mittels Tablet präsentierte sich ähnlich wie die Inventarverwaltung eher als Gimmick-Feature denn als tatsächliche neue Dimension des Spielspaß.
Während die Proberunden bei Dead or Alive 5, Metal Gear Rising: Revengance, One Piece Pirate Warriors und selbst das etwas unausgewogene Kampfsystem der DC-Superhelden Prügelei Injustice: Gods among us durchaus Freude bereiteten, blieb leider der puren Größe der Veranstaltung geschuldet keine Zeit, um sich in die Warteschlangen vor einer Vielzahl anderer interessanter und heißbegehrter Titel wie Tomb Raider oder Xcom einzureihen.
Stattdessen jedoch waren in bester Tradition der letzten Jahre auch die Besuche einiger Stände abseits der großen Blockbustertitel lohnenswert: der Diablo-Klon van Helsing sah vielversprechend aus und der Comic-Prügler Sacred Citadel – ein kleiner Downloadhappen im Sacred-Universum – weckte beste Brawler-Erinnerungen an Golden Axe.
Persönliches, heimliches Highlight der diesjährigen Gamescom war aber (zu meiner eigenen Überraschnung) gameglobe, quasi ein browserbasiertes free-to-play Little Big Planet für Actionadventure. Während eines Vortrags wurde in nur knapp 10 Minuten ein charmant kuffiges und grafisch durchaus ansehnliches Level zusammengeklöppelt, dass spielerisch an die Lego-Titel erinnerte.
Somit überzeugte mich die Gamescom 2012 zwar nicht vollends von einem zwingenden Besuch im nächsten Jahr, stimmte mich aber zumindest in Bezug auf die letztjährige Veranstaltung versöhnlich.
Tags: gamescom
Kategorie: dies, das und dumme Ideen
geschrieben am 20.08.2011
Das Größer nicht immer Besser bedeutet konnte man gut an der diesjährigen Gamescom in Köln festmachen. Während sich die Messe damit brüstete 2011 so viele Aussteller und Spiele wie noch nie zu präsentieren, schien man den damit einhergehenden Besucheransturm etwas unterschätzt zu haben. Bereits am Donnerstag waren die Hallen rappelvoll, und wie man den Nachrichten entnehmen konnte wurde am Samstag gar zeitweise ein Besucherstopp veranlasst. Auf der Messe selbst verbrachte man somit bereits am ersten öffentlichen Besuchertag gefühlte 60 bis 70 Prozent der Zeit mit Anstehen – und das auch, wenn man die Stände von heißbegehrten Highlights wie Diablo 3, Batman Arkham City oder Modern Warfare 3, die Wartezeiten von drei Stunden oder mehr aufwiesen, ignorierte. Natürlich machte es durchaus Laune, selber Hand an die Playstation Vita zu legen, kommende 3DS Titel wie Super Mario 3D Land, Metal Gear Solid 3: Snake Eater und Resident Evil: Revelations Probe zu Spielen oder kleine spaßige Titel abseits der großen Blockbuster zu entdecken (dieses mal war es Joe Danger: The Movie), aber ein „das-hat-sich-jetzt-wirklich-gelohnt-Gefühl“ wollte sich bezüglich der Gamescom 2011 nicht einstellen. Hier eine Runde Streetfighter X Tekken, da eine Runde Ridge Racer Unbounded, vom Gedanken an einem Messetag möglichst viele interessante Spiele zu Gesicht zu bekommen konnte man sich auf jeden Fall verabschieden. Dazu gesellten sich nach endloser Warterei noch Enttäuschungen wie Azuras Wrath oder das nach einem PS2 Spiel aussehende Catherine.
Zudem hatte ich den Eindruck, dass auf den Ständen weniger spektakuläres veranstaltet wurde als die letzten beiden Jahre. Zwar bereicherte ein verstärktes Aufkommen von Cosplayern das Messebild (Nintendo belohnte Fans, die sich als Charaktere aus der Zelda-Reihe verkleideten), ansonsten machte es fast den Anschein als habe sich so etwas wie Routine eingestellt. Skateboardrampen oder Parkourläufer suchte ich vergebens. Auch das Standpersonal machte teilweise einen etwas unbeteiligten Eindruck: So schien die Aufgabe einer jungen Dame im roten Racingdress am Stand von Deepsilver wohl ausschließlich darin zu bestehen, gelangweilt auf einem Reifenstapel rumzusitzen und entnervt auf die Uhr zu gucken.
Da war es nur konsequent, dass auf der anschließenden Heimfahrt per Zug das Thema „Warten“ fortgesetzt wurde, indem die Bahn bewies, dann nicht nur Hitze und Kälte, sondern auch Gewitter dem Schienenverkehr zusetzen und somit aufgrund von vielen Umleitungen und Stopps aus einer eigentlich 2 Stunden dauernden Fahrt von Köln nach Münster eine 4½ Stunden Veranstaltung inklusive verpasster Anschlussmöglichkeiten wurde.
Tags: gamescom
Kategorie: dies, das und dumme Ideen