all about that base(ball): 3DS Review ARC STYLE: Baseball 3D
geschrieben am 10.12.2014
In den USA gehört Baseball neben American Football und Basketball zu den populärsten amerikanischen Sportarten, und auch in Japan und anderen asiatischen Ländern erfreut sich das Spiel um Pitcher, Strikes und Homeruns großer Beliebtheit. In Europa fristet Baseball dagegen eher ein Nischendasein, weswegen ARC STYLE: Baseball 3D für 3DS hierzulande wohl auch nur mit schlappen 1,99 Euro in Nintendos eShop zu buche schlägt. Eine Summe, die man guten Gewissens in den Titel des japanischen Entwicklers Arc System Works, der vorrangig für seine 2D-Prügler wie Guilty Gear oder Blaze Blue bekannt ist, investieren kann, sofern neben einer Toleranz für die kindlich simple Japano-Optik auch ein zumindest rudimentäres Interesse für den Sport vorhanden ist. Denn weder das Spiel selber noch die Anleitung gibt eine Einführung in das Baseball-Regelwerk, stattdessen werden fleißig die entsprechenden Fachbegriffe genutzt. Halbwegs aufgeschlossenen Videospielern erschließt sich das Grundkonzept aber auch so. Der Schlagmann (Batter) der angreifenden Mannschaft versucht den vom Werfer (Pitcher) der Verteidiger geworfenen Ball möglichst weit in das Spielfeld zu schlagen, um die so gewonnene Zeit dazu zu nutzen, über bis zu vier Ecken (Bases) des inneren Spielfeld vorzurücken und somit einen Punkt zu erzielen, bevor der Ball vom Defensivteam aufgesammelt und zur entsprechenden Basis zurückgeworfen wird. Wird der Ball aus der Luft gefangen, erreicht vor dem Läufer die Base oder wird drei mal vom Schlagmann verfehlt ist dieser aus dem Spiel – nach drei ausgeschalteten Angreifern wechseln die Teams die Aufgaben. Natürlich gibt es noch mehr Feinheiten wie ungültige Schläge und Würfe oder das „Stehlen einer Base“ (Laufen noch bevor der Ball geschlagen wurde), die weitestgehend komplett in diesem überraschend vollständigen Sportspiel abgebildet sind. Die Steuerung ist dabei recht eingängig nutzt sowohl im Angriff als auch der Verteidigung gleichartige Konzepte: Beim Schwingen des Schlägers kommt ebenso ein Cursor zur Anwendung bei der Ausrichtung des Wurfs, und mit Hilfe der Schultertasten kann in beiden Rollen aus verschiedenen Techniken gewählt werden, die jeweils Auswirkungen auf die Flugbahn des Balls beziehungsweise Kraft und Präzision des Schlags haben. Auch nach dem Abschlag bleibt die Bedienung simple, ermöglicht aber dennoch etwas Flexibilität in der Spielweise. So positionieren sich die Feldspieler zwar weitestgehend automatisch, ein gut getimter Druck auf den A-Knopf hilft aber bei der kompetenten Ballannahme. Anschließende taktische Aktionen wie das gezielte Zurückwerfen der Lederkugel oder das Vorrücken eines Spielers zur nächsten Position lassen sich bequem mit dem Analogpad beziehungsweise Steuerkreuz und einer Aktionstaste bewerkstelligen. Äußerst hilfreich ist dabei die schematische Darstellung des Spielfelds in der oberen rechten Ecke, die die Besetzung der mit den Richtungstasten korrespondierenden Basen und andere spielrelevante Informationen zeigt. Von einem Sportspiel für eine Doppelschirmkonsole hätte man zwar vielleicht die Auslagerung einiger dieser Aspekte auf das untere Display erwartet, der Verzicht auf Berührungselemente und die Konzentration auf eine Anzeigefläche unterstreicht aber den arcadelastigen und unkomplizierten Charakter des Spiels. Der Touchscreen stellt stattdessen lediglich noch einmal die Buttonbelegung in der jeweiligen Situation dar.
Doch so überraschend kompetent und umfassend ARC STYLE: Baseball 3D bei der Umsetzung des Spiels selber ist, so überschaubar und reduziert ist es doch in Sachen Umfang und Präsentation. Neben einem Tunier, bei dem man nacheinander gegen verschiedene Teams antritt, bietet das Hauptmenü lediglich noch den Modus Freundschaftsspiel, bei dem ein Match gegen die CPU oder einen menschlichen Gegner im lokalen Multiplayer bestritten wird. Tritt man in Ermangelung greifbarer Mitspieler und einer Onlinefunktion gegen die künstliche Intelligenz an, sollte man mindestens den zweiten der drei Schwierigkeitsstufen wählen, denn erst dort bietet der Gegner zumindest etwas Herausforderung für das eigene Team.
Dieses rekrutiert sich entweder aus einer der acht vorgefertigten Mannschaften oder wird mittels Editor selbst zusammengestellt. Detaillierte veränderbare Charakterstatistiken gibt es dabei nicht, stattdessen bestimmt die Wahl einer der fünf Körpertypen über die Stärken, Schwächen und Fähigkeiten der Athleten. Rein kosmetischer Natur sind dagegen Anpassungen an Haaren, Augen oder den Mannschaftsuniformen. So stellt man sich ein Team zusammen, dessen Mitglieder aufgrund der simplen Animeoptik zwar recht generisch aussehen, aber wenigstens etwas mehr Ausstrahlung besitzen als Nintendos Mii-Charaktere und zudem teils putzig animiert sind, beispielsweise wenn sie eine gefangenen Ball wieder fallen lassen oder sich nach dem dritten Fehlschlag um die eigene Achse drehen und hinfallen. Technisch ebenfalls näher am DS denn am 3DS ist die Ausgestaltung der Stadien, die trotz des Cartoonlook auf unspektakuläre, im realen Sportumfeld angesiedelte Bauten setzt. Und auch wenn man im Spielverlauf nicht wirklich viel von der Umgebung sieht, hätten doch ein sich bewegendes Publikum, eine animierte Anzeigetafel oder Maskottchen am Spielfeldrand einiges zur Atmosphäre beisteuern können. Der 3D-Effekt ist zudem recht dezent, bei der Abschätzung des korrekten Abschlagzeitpunkts aber durchaus hilfreich.
Wirklich schmerzhaft vermisst wurde überdies ein Optionsmenü, mit der sich die gefühlt alle 10 Sekunden wiederholende Düdelmusik hätte abschalten lassen können.
Aller Bemängelung in Sachen Aufmachung und Inhalt zum Trotz macht ARC STYLE: Baseball 3D durchaus Spaß und bietet für sehr wenig Geld einen ersten Einstieg ein interessante Sportart, die hierzulande eher selten mit Videospielumsetzungen bedacht wird.