tic toc on the clock
geschrieben am 03.04.2011
Letzte Woche war es mal wieder soweit: die Sommerzeit hat begonnen, und neben Wecker, Armbanduhr und Handy durften auch diverse Konsolen um eine Stunde vorgestellt werden. Denn spätestens seit 32Bit-Zeiten ist es üblich, entsprechende Komponenten zu verbauen, damit sich die Hardware Datum und Uhrzeit merken kann. Dieses Wissen wird üblicherweise jedoch lediglich dazu genutzt, Spielstände mit dem Zeitpunkt ihrer Entstehung zu versehen. Viel zu selten schlägt sich die Systemuhr in spielerisch relevanten Features oder coolen Eastereggs nieder.
Jedes mal, wenn ich ein einem Spiel eine Wand-, Turm- oder sonstige Uhr entdecke, wandert der Blick intuitiv zum Handgelenk, nur um in der Regel enttäuscht festzusellen, dass der Zeitmesser im Game aus einer statischen Grafik besteht. Spielerisch würde das Anzeigen der „echten“ Uhrzeit zwar absolut keinen Mehrwert haben, es wäre jedoch ein nettes kleines Detail, das einen schmunzeln lässt. So wie in Marvel vs. Capcom 2: Hier trifft man in einer Stage auf eine riesige Turmuhr, die tatsächlich mal zeigt, was die Stunde schlägt. Und so kann man wenigstens überprüfen, wie viel Zeit man mit der Prügelei bereits verplempert hat.
Ein besonderes Gimmick, das weniger auf der Uhrzeit denn auf dem Datum basiert, wartet auf diejenigen, die Ready to Rumble an Tagen wie Halloween, Thanksgiving oder Weihnachten in die Dreamcast einlegen: Denn dann wird auch im Boxring mit speziellen Kostümen und Arenadesigns gefeiert.
Seit jeher konsequent wird die Systemzeit auch in der Animal Crossing-Serie genutzt. Da fällt im Winter schon mal Schnee, Sylvester wird eine Party am See gefeiert und am Geburtstag schauen die Dorfnachbarn mit Geschenken vorbei. Diese Spiele sind so sehr auf „Echtzeit“ getrimmt, dass Manipulationen an der Systemuhr sogar abgestraft werden.
Ganz anders ist da Hideo Kojimas Metal Gear Saga, die gerne die Hardware mit in die Handlung einbezieht. Legendär ist beispielsweise der Auftritt von Psycho Mantis aus dem ersten Metal Gear Solid, der unter anderem die Speicherkarte der Playstation ausließt. In Metal Gear 3 (das in 3D übrigens auch für den Nintendo 3DS erscheinen wird) kann man sich beim Kampf gegen the end von der Hardware unter die Arme greifen lassen: Einfach das Spiel ein paar Tage links liegen lassen (oder zur Not das Datum vorstellen) und der Bossgegner ist an Altersschwäche gestorben.
Mein absoluter Favorit in Sachen „Echtzeit“ ist jedoch Metropolis Street Racer. Hier trägt man die Straßenrennen in den Großstädten London, San Francisco und Tokio unter genau den Lichtverhältnissen aus, die dort zur Zeit tatsächlich vorherrschen. Wenn man die Konsole also um 15 Uhr einschaltet, wird in London bei schönsten Tageslicht gefahren, während in Tokio schon finstere Nacht herangebrochen ist. Und nicht nur das: In Londons Regierungsviertel zeigt Big Ben die korrekte Zeit an und macht zur vollen Stunde mit seinem berühmten Glockenschlag auf sich aufmerksam.