Zugegebenermaßen ist der Titel dieses Blogbeitrags etwas irreführend. Denn obwohl ich mir kürzlich ein neues Mobiltelefon gekauft habe, möchte ich hier keine Abwägung der technischen Vor- und Nachteile dieser Hardware anführen. Dazu gibt es genug Webseiten und Videos, die sehr viel kompetenter die Farbechtheit des Displays bei Minustemperaturen oder Ausgewogenheit zwischen Speicher und Prozessor bewerten können. Doch bei der Recherche nach einem geeigneten Gerät bin ich in vielen dieser Handy-Review auf einen Satz gestoßen, der mich am Realitätsbezug der testenden Personen zweifeln lässt: „Der Bildschirm ist mit 6,6 Zoll ausreichend groß, und dennoch liegt das Telefon angenehm und nicht zu sperrig in der Hand“. WAS FÜR EIN BLÖDSINN! So sehr mir der vermeintlichen Anglizismus „Handy“ bereits beim Aufkommen der Mobiltelefone missfiel, ist er umso deplatzierter für ein Großteil (ha) der aktuell erhältlichen Geräte. Ein Gegenstand, der mehr als 16 Zentimeter lang und 8 Zentimeter breit ist, ist nicht mehr „handlich“. An eine Bedienung mit nur einer Hand ist mangels ausreichend großem Daumen nicht mehr zu denken, und auch in Sachen Transport finde ich es extrem ärgerlich, dass das Telefon inzwischen ein ganzes Stück aus der Hosentasche herausragt, zumal ich als Wenignutzer vermutlich atypischerweise nicht alle 20 Sekunden auf das Display gucken muss, um zu prüfen, ob ich nicht etwas verpasst habe. Nun fordere ich nicht fanatisch eine Rückkehr zur „guten alten Zeit“, als Handy noch nicht mit Flachbildschirmen um Displaygrößen wetteiferten, doch zumindest etwas Abwechslung und Auswahl wäre beim vermeintlich ach so großen Angebot durchaus schön. Stattdessen gleicht jenseits vereinzelter Hochpreisprodukte von Apple oder Sony ein (Giganto)-Handy dem anderen, so dass in einer kürzlich gesehenen Anzeige mit drei angepriesenen Angeboten praktisch das „Suche-den-Unterschied“ Rätsel auf Expertenlevel gespielt werden konnte. Dabei scheint der Riesenwuchs zumindest teilweise dem reinen Selbstzweck zu dienen, denn abgesehen von der vermutlich günstigen Verfügbarkeit von Bildschirmen in der Größe, die anscheinend jede Firma auf diesen Planeten verbaut, versuchte man mir im Fachmarkt auch Features wie leistungsstärkere Akkus schmackhaft zu machen, die nun endlich im ausladenden Gehäuse Platz haben. Dumm nur, dass eben diese anscheinend nötig sind, um die Aufgrund ihrer Größe und Auflösung (die auf einem kleineren Bildschirm gar nicht erst zur Geltung kommen würde) auch strom-hungrigeren Displays zu befeuern, so dass unter dem Strich eine gleiche oder gar kürzere Laufzeit herauskommt als beim 4,5″ Gegenstück.
Besteht auf dem offenen Markt für Mobiltelefone zumindest theoretisch die Chance auf ein Gerät, dessen Aufbewahrung keiner Schultertasche bedarf, dürfte diese Hoffnung in Bezug auf nicht stationäre Spielkonsolen vollends vergebens sein, so dass für mich Nintendos Gameboy Advanced SP und DS lite die letzten „echten“ Handhelds sind. Natürlich waren auch frühere Konkurenzprodukte wie Segas Game Gear oder Ataris Lynx echte Wuchtbrummen und nur auf dem Papier „tragbar“, was das kompakte und schlichte Design der Nintendo-Artikel aber um so attraktiver machte. Doch bereits der 3DS fiel durch seine verringerte Robustheit bei erhöhtem Gewicht auf, und die PSP wurde von mir weniger als portable denn als heimgebundene Playstation auf dem Sofa oder im Bett genutzt. Mit der Nintendo Switch hat Nintendos letzte Konsolengeneration schließlich die Grenze der hosentaschenkomatiblen Videospiele vollends gesprengt, weswegen mich allenfalls eine vergünstigte, exklusive TV-Variante statt der „mobile-only“ Switch-Lite interessieren würde. Angesichts des Erfolgs des Steam-Decks ist aber auch in Zukunft kaum zu erwarten, dass wieder ein Trend zur Miniaturisierung vom Unterhaltungselektronik einsetzen wird, sondern sich alles in Richtung größer, größer, größer entwickeln wird. Abgesehen von einzelnen Nischenprodukten wie dem Playdate dürfte sich „mobiles“ Gaming somit leider nur noch auf riesigen Smartphones abspielen, während kleine, aber feine Geräte, die in der Tasche Platz finden, zu Relikten längst vergangener Zeiten verkommen.