Beiträge aus Kategorie '(retro-) Review'

God of wthor

War mir Marvels Thor bislang durch die Erinnerungen an unspektakuläre alte Samstag-Vormittags-Cartoons eher als öder Superheld im Gedächtnis geblieben, hat die Avengers-Verfilmung mein Interesse am nordischen Gott des Donners derart geweckt, dass ich beim Anblick des DS-Spiels Thor: God of Thunder in der Schnäppchenkiste einer Elektronikmarktkette kurzerhand zugreifen musste, zumal WayForward für die Comic-Umsetzung verantwortlich zeichnet, die sich mit Titeln wie Shantae, Contra4, Mighty Switch Force oder Aliens: Infestation einen Namen als 2D Pixelspezialisten erarbeitet haben.
Spielerisch kommt Thor: God of Thunder als old-school-Brawler im Stile eines Legend, Final Fight oder Streets of Rage mit geringen Plattformeinschüben daher, auch Sonys God of War dürfte als Vorlage gedient haben. So wird Lebensenergie und Zauberkraft in Form von farbigen Orbs eingesammelt und die Kämpfe gegen teils gigantische Endgegner der nordischen Sagenwelt (inklusive Finishing Move) sind sichtlich von Kratos Abenteuern inspiriert. Das Kampfsystem ist für einen 2D-Prügler mit Würfen, Ausweichrollen, Nah-, Fern-, und Luftattacken und juggle-lastigen Kombomöglichkeiten überraschend vielschichtig ausgefallen und verleiht der Action auf den beiden Bildschirmen ausreichend Wucht um zu unterhalten. Darüber hinaus bietet Thor: God of Thunder leider nicht sonderlich viel Abwechslung: Die Story ist nicht der Rede wert, außer den Kämpfen gegen viel Fußvolk und Levelbosse gibt es in den linearen Levels nichts zu entdecken, und die Gegner und Umgebungen sind, wenn auch technisch durchaus ordentlich gestaltet und animiert, derart generisch und unspektakulär designt, dass man bereits nach den ersten Level vermeintlich alles gesehen hat, was der Titel zu bieten hat, zumal auch spielerisch kaum eine Weiterentwicklung im Laufe des Abenteuers stattfindet. Zwar gibt es 18 Runen einzusammeln, die in 3 Slots ausgerüstet Effekte wie mehr Schaden oder Imunität gegen Greifattacken bewirken, im Grunde stehen dem Donnergott aber im ersten Level die gleichen Fähigkeiten zur Verfügung wie im letzten. Aber vielleicht ist dieses ja eben dem old-schooligen Retro-Charakter dieses Pixel-Prüglers geschultet.
Somit ist Thor: God of Thunder zwar kein totaler Reinfall wie man es von einer Lizensversoftung erwarten könnte und kurzzeitig durchaus spaßig, dennoch fühle ich mich von Spielen wie der Castlevania-Reihe auf DS (auch wenn diese inhaltlich einen etwas anderen Fokus setzt) weitaus besser unterhalten.

Hurra, in nicht einmal sechs Monaten beginnt die Fußball-Europameisterschaft, die Bundesliga geht diese Woche nach der Winterpause weiter und … es könnte mich kaum weniger interessieren. Denn aufgrund des geringen spektakuläre-Aktionen-pro-Zeiteinheit Quotienten übt Fußball einer derart geringen Reiz auf mich aus, dass ich sogar die 3DS Version von PES 2011 zum Schnäppchenpreis von 9,99 Euro links liegen ließ.
Und dennoch finden sich in der Videospielsammlung einige Titel, die eindeutig dem Themengebiet Fußball zuzuordnen sind und sogar heute noch Spaß machen. Sozusagen Fußballspiele für Fußballspielhasser.

Soccer Kid (SNES)
Das Jump’n’Run Soccer Kid mag vielleicht nicht den Abwechslungsreichtum eines Super Mario Worlds haben, die Geschwindigkeit und den Flow einer Sonic-Episode oder die grafische Brillanz und die knackigen Herausforderungen der Donkey Kong Country Trilogie. Aber Soccer Kid hat etwas, dass die anderen Spiele nicht haben: einen Fußball. Egal, ob als Trampolinersatz zum Erreichen schwer zugänglicher Passagen, zum Aufsammeln von Items oder in Kombination mit überraschend vielfältigen Dribbel- und Schussvarianten wie Fallrückzieher oder Kopfball als (einzige) Verteidigungsmöglichkeit gegen Feinde – der Fußball ist vom titelgebenden Soccer Kid vielseitig einsetzbar und verleiht dem Spiel ein einmaliges Gameplay-Element.

Sega Soccer Slam (xbox)
In Sega Soccer Slam stören weder Schiedsrichter noch unnötige Regeln wie Seitenaus, Foul oder Abseits das Fußballvergnügen. Stattdessen gibt es Action pur: die drei Mann (oder Frau) starken Teams plus Torwart grätschen, rangeln und prügeln was das Zeug hält oder trixen gekonnt den Gegner aus, Torschüsse fallen im Sekundentakt und regelmäßig werden Specialmoves eingesetzt, die auch einem Streetfighter gut zu Gesicht stehen würden. Darüber hinaus sehen die sehr individuellen Comic-Sportler klasse aus und sind zusammen mit dem englischen Kommentar einfach herrlich klischeehaft und überzogen.

Inazuma Eleven (DS)
Mit Inazuma Eleven hat es Factor 5 tatsächlich geschafft, ein (fast) typisches Japano-Rollenspiel zum Thema Fußball zu erschaffen. Animes wie Captain Tsubasa nicht ganz unähnlich begleitet man dabei ein japanisches Schulteam auf dem Weg zur Meisterschaft. Hat man sich erst einmal mit dem etwas kindlichen Setting und der Story angefreundet, durchstreift man in nahezu klassischer J-RPG-Manier Schulgelände und Umgebung, plaudert mit diversen Charakteren, akquiriert neue Party- bzw. Manschaftsmitglieder und stattet diese mit eigenschaftsverbesserndem Equipment aus.
Hochgradig spaßig sind die für ein Rollenspiel obligatorischen Kämpfe, die als taktische Fußballmatches ausgetragen werden. Während diese in den Zufallsbegegnungen lediglich kurze 3-gegen-3 Begegnungen mit Missionszielen wie „Schieß ein Tor“ oder „Erobere den Ball“ sind, werden wichtige Tunierspiele als komplette 11-gegen-11 Partien inklusive vieler Fußballregeln wie Abseits oder Elfmeter bestritten. Mit dem Stylus zeichnet man dabei Laufwege ein, steuert Pässe, Flanken und Torschüsse, wählt aus verschiedenen Angriffs- und Verteidigungsmanövern oder aktiviert spektakuläre Spezialmoves, die – genau wie die über 1000(!) individuellen Spielfiguren – mit für DS-Verhältnisse hervorragender Polygongrafik in Szene gesetzt werden.

(zen) pinball wizzard

Während ältere Spieler in Ihrer Jugend sicherlich auch die eine oder andere Mark (ja, das ist tatsächlich eine Währung, mit der in Deutschland mal gezahlt wurde) in einen Flipperautomaten gesteckt haben kennen jüngere wahrscheinlich nur noch die digitalen Vertreter dieser Unterhaltungsform. Zu letzteren Variante gehört auch die Zen Pinball Reihe, die als Zen Pinball 3D nun auch für Nintendos 3DS im estore veröffentlicht wurde.

Zen Pinball 3D

Für günstige 5 Euro erhält man vier Tische, die zumindest thematisch nicht sonderlich originell sind: Bei Shaman und El Dorado wird das Motiv Dschungel / Abenteuer in exotischen Ländern gleich zweimal aufgegriffen, dazu gesellt sich mit Earth Defense noch ein „Außerirdische-greifen-die-Erde-an“ Tisch und Excalibur orientiert sich an der Artus-Sage. Was den Tischen an ideenreichen Settings fehlt versuchen sie mit überschwänglichem Spielfelddesign wieder wett zu machen: Wie bei modernen Flippern üblich strotzen diese nur so vor Rampen, Weichen, Tunneln, Zielen, Ebenen und Sonderspielflächen. Dazu trumpft Zen Pinball noch mit allerhand animierten Gimmicks wie Rittern, Riesenrobotern, Katapulten oder Steinskulpturen auf. Während Puristen das Design als teilweise vielleicht sogar etwas zu überladen ansehen freuen sich alle anderen über die vielseitigen Betätigungsfelder. Das Ganze ist auf dem 3DS grafisch tadellos umgesetzt (sobald die unsägliche Punkteeinblendung auf dem Spielfeld deaktiviert wurde), strotzt nur so vor Details und profitiert sogar spielerisch vom 3D Effekt: Da hier keine unendlich weite Spielwelt dargestellt werden muss wirkt die Raumtiefe um so plastischer, und dank klar unterscheidbarer Strukturen ist das Spielfeld aus jeder der 8 wählbaren Perspektiven deutlich übersichtlicher als in der 2D-Projektion.
Aufgrund der gelungenen Physik rollt die Stahlkugel glaubwürdig über die Spielfläche, und mit den beiden Schultertasten des 3DS lassen sich die Flipperarme bequem und intuitiv steuern. Ich hätte mir lediglich gewünscht, dass sich die Bewegungssensoren der Nintendokonsole optional zum „Anrempeln“ hätten nutzen lassen. Für diese Aktion wird das Analogpad genutzt, doch dank der relativ hohen Tischneigung ist die Kugel nicht selten derart schnell unterwegs, dass an ein Umpositionieren des Daumens kaum zu denken ist (und nur Weicheier aktivieren die optional zuschaltbare Zeitlupenfunktion ;-)). Leider bleibt aus diesem Grund auch ebenso selten Zeit um das untere Display in Augenschein zu nehmen, auf dem neben netten Animationen auch Anweisungen für die vielen Missionen der Tische eingeblendet werden. Diese Aufgaben sind mitunter etwas konfus und mit arg engen Zeitlimits versehen (Kugel A in einem Loch versenken und dann innerhalb weniger Sekunden mit Kugel B auf ein zufällig auftauchendes Ziel schießen). Fraglich ist hierbei, warum nicht der Sound genutzt wurde, um Klarheit bezüglich der nächsten Aktion zu schaffen. Denn neben erträglicher, aber unspektakulärer Musikuntermalung nutzen die Tische auch Sprachsamples, die sich aber eher auf Belanglosigkeiten wie „noch 2 Bälle bis zum Multiball“ beschränken. Eine klare Ansage wie „triff die linke Rampe“ wäre hilfreich, zumal auch die Beleuchtung der Elemente nicht ganz so Aussagekräftig wie in anderen Flipperspielen ist. Insgesamt sind die Aufgaben jedoch recht spaßig und abwechslungsreich und umfassen gar kleinere Reaktions- und Geschicklichkeitsspielchen. So muss die Kugel beispielsweise im richtigen Augenblick abgeschossen werden um in einem Rittertunier den Gegner aus dem Sattel zu heben oder mittels Stößel entlang eines Hindernisparcours an einem rotierenden Sägeblatt vorbei bugsiert werden.

Auch wenn Tisch- und Missionsdesign nicht ganz an die Genrekönigvertreter der Pro Pinball Serie herranreichen, ist mit Zen Pinball für wochen- wenn nicht gar monatelange Motivation gesorgt. Denn neben einigen kleinen freispielbaren Medallien für das Erfüllen bestimmter Bedingungen sorgt vor allem die Online-Highscore-Liste dafür, dass man schnell dem „nur-noch-ein-Spiel-Virus“ verfällt, um zu sehen, ob man dieses mal nicht ein noch höhere Punktezahl erzielen kann, um sich damit einen Platz unter den 100 besten Zen Pinball Spielern zu sichern.

I see dead pixel

Spätestens seitdem auch hierzulande Halloween verstärkt gefeiert wird ist Ende Oktober die Zeit für Horrorfilme und Spukgeschichten.
Mit Fatal Frame bzw. Project Zero erschien 2002/03 eines der stimmungsvollsten Survival-Horror-Games für die Playstation 2 und Xbox. Letztere Version wurde leicht angehübscht, ist etwas umfangreicher und dank Abwärtskompatibilität auch auf der aktuellen Xbox 360 spielbar. Auch wenn Project Zero von der Spielmechanik mit der Mischung aus Erkunden, Rätseln und Kämpfen an Genre-Urgesteine wie die ersten Resident Evil– oder Alone in the Dark-Teile erinnert, erzeugt das Spiel doch eine ganz eigene, extrem dichte Atmosphäre und braucht den Vergleich mit modernen japanischen Horrorklassikern wie Ring oder Ju-on: the Grudge nicht scheuen. Denn statt schweren Waffen steht der jungen Schülerin Miku, die in einem von Geistern heimgesuchten feudalen japanischen Anwesen ihren verschwundenen Bruder sucht, lediglich eine Fotokamera zur Verfügung, mit der sie sich der gequälten Seelen erwehren kann. Die objektiv betrachtet suboptimale Steuerung in den Kämpfen trägt dabei sehr zum Gefühl der Hilflosigkeit und Panik bei: Denn um einem der herrlich gruselig designten Geistern per Foto Energie zu entziehen, wird in die Ego-Ansicht umgeschaltet, in der man sich nicht bewegen kann und oft hektisch die Umgebung nach dem eben noch sichtbaren Gegner absucht, nur damit dieser unmittelbar vor der Linse auftaucht und mit verzerrten Gesichtszügen zum Angriff ansetzt. Derartige Szenen werden vom Spiel geradezu heraufbeschworen, denn ein in diesem Moment geschossenes Foto sorgt für besonders großen Schaden, der auch titelgebend für die US Veröffentlichung war: dort erschien Project Zero als Fatal Frame.
Zusammen mit der düsteren Grafik, den beklemmenden Kameraperspektiven und schaurigen Soundeffekten wird eine unheimliche Stimmung erzeugt, die selbst gestandenen Männern eine Gänsehaut bereitet. So kann selbst das wiederholte ereignislose Durchschreiten eines seilbehangenen Korridors jedes mal aufs neue ein unbehagliches Gefühl hervorrufen.

Zudem wird die spannende Story rund um das Spuk-Haus, die angeblich von realen Ereignissen inspiriert wurde, angenehm unaufdringlich erzählt, was Project Zero zu ein im besten Wortsinne ganz und gar grusligen Spiel macht.

Als Spieleserie hat es Project Zero / Fatal Frame übrigens inzwischen auf vier Teile gebracht und ein fünfter ist in der Entwicklung. Dieser wird auf dem 3DS erscheinen und vermutlich dank Kamerafunktion zur spannenden Geistersuche mittels Augmented Reality einladen.

Fatal Error Line 42: Rom check fail!

rom check failsuper mario asteroids pangWährend rom check fail im berliner Computerspielemuseum als Kunstprojekt ausgestellt wird gibt sich der Entwickler farbs auf seiner Internetseite etwas bescheidener und nennt es schlicht ein abgefahrenes Indiegame. Auf jeden Fall setzt sich die kostenlose Software aber auf unterhaltsame und selbstreferenzielle Art mit dem Thema Videospiele auseinander.
Das Grundprinzip von rom check fail erinnert entfernt an die Warioware Titel: simples Ziel der Single-Screen Levels ist es, alle Feinde auszuschalten. Dabei werden Spielfigur, Gegner, Levelgrafik und Hintergrundsound aus über einem Dutzend Spieleklassikern wie Space Invaders, Arkanoid oder Gauntlet zufällig zusammengewürfelt. Ist der Level nicht binnen weniger Sekunden beendet, werden die Elemente durchgewechselt, während Architektur sowie die Positionen der Figuren erhalten bleiben. Der Clou dabei: nicht nur die Optik der referenzierten Klassiker wird übernommen, sondern auch die zugrunde liegende Spielemechanik. So wandert man in einem Moment mit Link relativ frei durch ein Bomberman-Labyrinth und erledigt Pacman-Geister mittels Schwertstreich im Nahkampf, um im nächsten Augenblick das Asteroids-Raumschiff via Rotations- und Schubsteuerung in Super-Mario-Umgebung auf hüpfende Pang-Kugeln schießen zu lassen