Beiträge aus Kategorie 'dies, das und dumme Ideen'

Nach dem fünfzigsten Geburtstag von Pong kann die Gamingindustrie mit Fug und Recht von sich behaupten, inzwischen über ein halbes Jahrhundert alt zu sein. In dieser Zeit wurden nicht nur unzählige originelle Unterhaltungsprodukte hervorgebracht, sondern auch eine ganze Reihe an Nachfolgern, langlebigen Serien oder kompletten Neuauflagen entwickelt. Doch im Gegensatz zu anderen Medien, die beispielsweise noch immer problemlosen Zugriff auf den ersten James Bond Streifen erlauben, gestaltet sich diese Zeitreise bei Videospielen aufgrund ihrer sehr technischen Natur und oft inkompatiblen Weiterentwicklung der zugehörigen Abspielgeräte um einiges schwieriger. Glücklicherweise entstanden vor allem in den Nullerjahren auf Playstation 2, XBox und Gameqube diverse Neuinterpretation klassischer Titel, die das jeweilige Original als Bonus im Spiel selber versteckten. Doch auch vorher und danach gab es derartige Vorkommnisse von Spielen in Spielen, von denen ich hier meine Top 10 zusammengetragen habe.

Spyhunter in Spyhunter: nowhere to run

Der 2006er Titel Spyhunter: nowhere to run dürfte weniger für seinen spielbaren Arcade-Automaten bekannt sein, sondern vielmehr als das Spiel zur gleichnamigen, aber niemals erschienenen filmischen Adaption der Reihe mit Dwayne „the rock“ Johnson in die Annalen der Geschichte eingehen. Dennoch bot es eine gute Gelegenheit, den Spielhallenklassiker Spyhunter von 1983, der das Genre des Vehicular Car Combats mitbegründete, auch daheim einmal anzutesten.

Mortal Kombat 2 in Mortal Kombat: Shaolin Monks

Genau genommen handelt es sich bei Mortal Kombat: Shaolin Monks weniger um einen Nachfolger der Prügelspielreihe als vielmehr ein Spin-Off in einem gänzlich anderen Genre, aber hey, meine Liste, meine Regeln. Die Mortal Kombat Spiele glänzen seit jeher mit einer großen Menge an versteckten Goodies und Extras, und so kann im 3D Brawler aus dem Jahr 2005 auch die Arcadeversion von Mortal Kombat 2 freigespielt werden. Das gilt jedenfalls für die nicht-deutsche Version, denn hierzulande wurden nicht nur diverse Fatalites in Shaolin Monks wortwörtlich geschwärzt, sondern auch auf den Spielhallentitel verzichtet, war dieser doch in Deutschland bis März 2020 beschlagnahmt und indiziert.

House of the dead 2 in House of the dead 3

Erschien das oben genannte Mortal Kombat: Shaolin Monks in Deutschland nur stark geschnitten, blieb der XBox-exklusiven Heimversion des dritten Teils der House of the Dead Serie hierzulande aus Jugendschutzgründen gleich komplett eine Veröffentlichung verwehrt. Wer 2003 jedoch zur internationalen Version griff, konnte auch den zweite Teil der Light-Gun-Shooter Reihe freischalten und somit nicht nur eine der schlechtesten Synchronisationen der Videospielgeschichte am eigenen Leib erfahren, sondern auch die für Arcade-Titel typische kurze Spielzeit deutlich verlängern.

Prince of Persia in Prince of Persia: Sands of Time

Der ursprünglich 1989 von Jorden Mechner ersonnene persische Prinz hatte bereits 1999 einen wenig erfolgreichen 3D Reboot hinter sich, als Ubisoft 2003 mit der „Sands of time“-Trilogie einen erneuten Neustart wagte. In deren schlich „Prince of Persia: The Sands of Time“ betitelten ersten Teil können Interessierte die 2D Wurzeln des adeligen Abkömmlings aus dem Morgenland ergründen und eine Version des ursprünglichen Prince of Persia Spiels freischalten, das vor allem wegen seiner Animationen als Klassiker gilt.

Outrun in Ourun 2 / Outrun 2006: Coast to Coast

SEGAs Arcadeautomat aus dem Jahr 1986 stellt für mich den Prototypen eines Fun-Racers dar: Blitzschneller, farbenfroher und unkomplizierter Fahrspaß, gepaart mit einer zeitlosen Musikuntermalung, die sofort gute Laune versprüht. Kein Wunder also, dass sich dieser SEGA Klassiker nicht nur in den virtuellen Spielhallen der Yakuza– und Shenmue-Reihe wiederfindet, sondern auch in den exzellenten Nachfolger Out Run 2 für XBox (2004) beziehungsweise dessen umfangreichen Erweiterung Outrun 2006: Coast to Coast zusammen mit diversen Stücken des ursprünglichen Soundtracks quasi als spielbares Exponat der Seriengeschichte eingebaut wurde.

Pitfall in Pitfall: the Mayan Adventure

Pitfall von David Crane dürfte mit einer Veröffentlichung im Jahr 1982 das älteste und vielleicht simpelste der hier vertretenen Originalspiele sein, überzeugte zur seiner Zeit auf dem Atari VCS 2600 aber sowohl technisch als auch spielerisch. Pitfall: the Mayan Adventure, das 1994 für diverse Konsolen wie dem Supernintendo und Mega Drive auf den Markt kam, hatte dagegen angesichts des damaligen Plattformer-Booms einen deutlich schwierigeren Stand und wurde mit durchwachsenen Bewertungen aufgenommen, bleibt mir jedoch auch als eines der ersten Konsolenspiele in Erinnerung, das seinen Urahn als verstecktes Easteregg enthielt.

Panzer Dragoon in Panzer Dragoon Orta

Wie schon in meinem Test zu Panzer Dragoon: Remake angemerkt, stellt das nur auf XBox erhältliche Panzer Dragoon: Orta von 2002 als dritter „Kerntitel“ für mich den bisherigen Höhepunkt der Railshooter-Reihe dar. Das betrifft neben Gameplay und Spieldauer auch den Umfang der freispielbaren Extras. Denn dort finden sich nicht nur Dossiers, Konzeptzeichnungen und Soundtracks, sondern auch Zusatzmissionen mit teils neuen Mechaniken sowie der komplette SEGA Saturn-Erstling der Serie von 1995.

Ninja Gaiden 1-3 in Ninja Gaiden / Ninja Gaiden Arcade in Ninja Gaiden Black

Ninja Gaiden (2004) für die XBox war einer der Hauptgründe für meinen Erwerb der Microsoft-Konsole, mir bis dato jedoch gar nicht als langlebige Serie geläufig. Das sollten die im Spiel verteilen goldenen Scarabäen und andere Collectables ändern, denn der XBox-Titel bot die Möglichkeit, alle drei Teile der NES Trilogie von 1988, 1990 und 1991 freizuschalten. Das 2005 als eigene Disk-Version erhältliche Update Ninja Gaiden Black hob nicht nur mit den beiden Hurrican Packs den Schwierigkeitsgrad des ohnehin recht anspruchsvollen Action-Adventures noch einmal an und spendierte einige Kostüme und einen Missionsmodus, sondern tauschte auch das Bonusspiel aus: mit der Arcade-Version von 1988 wurde damit zu absoluten Ursprung der Serie zurückgekehrt, der sich als mehr oder weniger klassischer Brawler deutlich von den Umsetzungen für das Nintendo Entertainment System unterscheidet.

Maniac Mansion in Day of the Tentacle

Zwar hat Lucasfilm Games auch schon vor Maniac Mansion Spiele entwickelt, doch mit dem verrückten Anwesen, das ab 1987 auf diversen Heimcomputern und dem NES erforscht werden könnte, machten sich die Kalifornier einen Ruf als eine DER führenden Kräfte im Bereich der Point’n’Click Adventure. Diesem konnten sie auch gerecht werden, als 13 Jahre später der Nachfolger Day of the Tentacle für MS-DOS und Mac erschien. Er erfüllte nicht nur alle Ansprüche an Rätselqualität und Humor, sondern hielt auch im Spiel selber einen Computer vor, über den sich Teil eins spielen ließ.

Doom 1 & Doom 2 in Doom Eternal

Wer Doom als eines der besten Videospiele aller Zeiten bezeichnet, dürfte sicherlich keine sonderlich kontroverse Meinung vertreten. Überzeugte der MS-DOS Egoshooter 1993 mit zumindest für damalige Zeit revolutionärer Technik und begründete die bis heute anhaltende Popularität des Genres mit, hat sich der Titel zumindest in Sachen Spielspaß auch in den knapp 30 Jahren nach Erstveröffentlichung erstaunlich gut gehalten. Da stört es auch wenig, dass Doom2 nur ein Jahr später erschien und eher eine Erweiterung denn echter Nachfolger war.
Ähnliches lässt sich theoretisch auch über Doom Eternal von 2020 auf PC und praktisch allen zeitgenössischen Konsolen sagen, setzt es doch konsequent den vom schlicht Doom genannten 2018er Reboot der Serie eingeschlagenen Weg fort. Anhand eines In-Game-PCs lässt sich dann auch der Wechsel von Doom zu Doom 2 nachvollziehen, denn in der aktuell letzten Inkarnation der Reihe versteckt sich nicht nur das wegweisende Debüt der 3D-Shooters, sondern auch der zweite Teil.

Wie der Spitzenplatz der Liste belegt, gibt es auch recht aktuelle Spiele, die ihren Wurzeln in spielbarer Form Respekt zollen, auch wenn dieses bei moderneren Serien seltener der Fall sein dürfte: Es ist kaum denkbar, dass ein zukünftiges Assassin’s Creed den ersten Ausflug in die Welt der Attentäter von 2007 auf der Playstation 3 beziehungsweise XBox 360 mit in das Spiel selber einbaut. Aufgrund der Komplexität und des beachtlichen Budgets ist stattdessen eine Zweitvermarktung in Form eines Remakes oder Deluxe-Updates um einiges wahrscheinlicher. Dennoch bleibt zu hoffen, dass nicht nur der einen oder anderen bislang brach liegenden IP mit einer aktuellen Versoftung neues Leben eingehaucht wird, sondern der Geschichtsunterricht über die jeweiligen Ursprünge als spaßige Dreingabe gleich mitgeliefert wird.

Hardwaretest: Motorola G32 … oder so

Zugegebenermaßen ist der Titel dieses Blogbeitrags etwas irreführend. Denn obwohl ich mir kürzlich ein neues Mobiltelefon gekauft habe, möchte ich hier keine Abwägung der technischen Vor- und Nachteile dieser Hardware anführen. Dazu gibt es genug Webseiten und Videos, die sehr viel kompetenter die Farbechtheit des Displays bei Minustemperaturen oder Ausgewogenheit zwischen Speicher und Prozessor bewerten können. Doch bei der Recherche nach einem geeigneten Gerät bin ich in vielen dieser Handy-Review auf einen Satz gestoßen, der mich am Realitätsbezug der testenden Personen zweifeln lässt: „Der Bildschirm ist mit 6,6 Zoll ausreichend groß, und dennoch liegt das Telefon angenehm und nicht zu sperrig in der Hand“. WAS FÜR EIN BLÖDSINN! So sehr mir der vermeintlichen Anglizismus „Handy“ bereits beim Aufkommen der Mobiltelefone missfiel, ist er umso deplatzierter für ein Großteil (ha) der aktuell erhältlichen Geräte. Ein Gegenstand, der mehr als 16 Zentimeter lang und 8 Zentimeter breit ist, ist nicht mehr „handlich“. An eine Bedienung mit nur einer Hand ist mangels ausreichend großem Daumen nicht mehr zu denken, und auch in Sachen Transport finde ich es extrem ärgerlich, dass das Telefon inzwischen ein ganzes Stück aus der Hosentasche herausragt, zumal ich als Wenignutzer vermutlich atypischerweise nicht alle 20 Sekunden auf das Display gucken muss, um zu prüfen, ob ich nicht etwas verpasst habe. Nun fordere ich nicht fanatisch eine Rückkehr zur „guten alten Zeit“, als Handy noch nicht mit Flachbildschirmen um Displaygrößen wetteiferten, doch zumindest etwas Abwechslung und Auswahl wäre beim vermeintlich ach so großen Angebot durchaus schön. Stattdessen gleicht jenseits vereinzelter Hochpreisprodukte von Apple oder Sony ein (Giganto)-Handy dem anderen, so dass in einer kürzlich gesehenen Anzeige mit drei angepriesenen Angeboten praktisch das „Suche-den-Unterschied“ Rätsel auf Expertenlevel gespielt werden konnte. Dabei scheint der Riesenwuchs zumindest teilweise dem reinen Selbstzweck zu dienen, denn abgesehen von der vermutlich günstigen Verfügbarkeit von Bildschirmen in der Größe, die anscheinend jede Firma auf diesen Planeten verbaut, versuchte man mir im Fachmarkt auch Features wie leistungsstärkere Akkus schmackhaft zu machen, die nun endlich im ausladenden Gehäuse Platz haben. Dumm nur, dass eben diese anscheinend nötig sind, um die Aufgrund ihrer Größe und Auflösung (die auf einem kleineren Bildschirm gar nicht erst zur Geltung kommen würde) auch strom-hungrigeren Displays zu befeuern, so dass unter dem Strich eine gleiche oder gar kürzere Laufzeit herauskommt als beim 4,5″ Gegenstück.

Besteht auf dem offenen Markt für Mobiltelefone zumindest theoretisch die Chance auf ein Gerät, dessen Aufbewahrung keiner Schultertasche bedarf, dürfte diese Hoffnung in Bezug auf nicht stationäre Spielkonsolen vollends vergebens sein, so dass für mich Nintendos Gameboy Advanced SP und DS lite die letzten „echten“ Handhelds sind. Natürlich waren auch frühere Konkurenzprodukte  wie Segas  Game Gear oder Ataris Lynx echte Wuchtbrummen und nur auf dem Papier „tragbar“, was das kompakte und schlichte Design der Nintendo-Artikel aber um so attraktiver machte. Doch bereits der 3DS fiel durch seine verringerte Robustheit bei erhöhtem Gewicht auf, und die PSP wurde von mir weniger als portable denn als heimgebundene Playstation auf dem Sofa oder im Bett genutzt. Mit der Nintendo Switch hat Nintendos letzte Konsolengeneration schließlich die Grenze der hosentaschenkomatiblen Videospiele vollends gesprengt, weswegen mich allenfalls eine vergünstigte, exklusive TV-Variante statt der „mobile-only“ Switch-Lite interessieren würde. Angesichts des Erfolgs des Steam-Decks ist aber auch in Zukunft kaum zu erwarten, dass wieder ein Trend zur Miniaturisierung vom Unterhaltungselektronik einsetzen wird, sondern sich alles in Richtung größer, größer, größer entwickeln wird. Abgesehen von einzelnen Nischenprodukten wie dem Playdate dürfte sich „mobiles“ Gaming somit leider nur noch auf riesigen Smartphones abspielen, während kleine, aber feine Geräte, die in der Tasche Platz finden, zu Relikten längst vergangener Zeiten verkommen.

Es mag am Dämmerzustand zwischen „eben-noch-tief-schlafend“ und „wach-genug-um-den-Rest-des-Tages-zu-bewerkstelligen“ liegen, aber für mich ist die morgendliche Dusche oft ein Quell an merkwürdigen Gedankengängen. So entstand beim täglichen Reinigungsritual nicht nur in Anbetracht der Energiekriese die Idee zur Mitdusch-Zentrale für Singles (Alleine Duschen wäre doch Warm-Wasserverschwendung) und die Frage, ob sich der Vorname Günther von der grichischen Vorsilbe gyn ableitet und damit das männliche Pendent zu Andrea ist, sondern ich musste auch ohne konkreten Anlass an den Film The Box denken. Nun ist der Streifen aus dem Jahr 2009 mit Cameron Diaz nicht sonderlich gut oder anderweitig bemerkenswert, übt sich aber zumindest in der Auseinandersetzung mit einem Gedankenexperiment. Für diejenigen, denen die Handlung bisher nicht bekannt ist, sei hier die Grundprämisse kurz erklärt: Die Eheleute Lewis erhalten von einem myseriösen Fremden die namensgebende Kiste, die mit einem roten Knopf ausgestattet ist. Wird dieser Knopf betätigt, erhält das Paar einen Million Dollar, jedoch stirbt zeitgleich eine den beiden unbekannte Person. Wo der Film übernatürliche Erlärungen liefert bzw. die fragwürdige Funktionsweise Bestandteil der moralischen Überlegung ist, wäre ein ähnliches Experiment in einem Videospiele eigentlich recht einfach umzusetzen. Jeglicher Titel mit dauerhaft serverseitig gespeicherten Charakteren wie z.B. World of Warcraft würde sich dazu anbieten. Ein Spieler oder Spielerin erhält die Todeskiste, die bei Nutzung der eigenen Spielfigur massig Vorteile in Form von Ausrüstung, Erfahrungspunkte oder In-Game-Währung verpasst, eine andere aber dauerhaft löscht. Daraus könnten sich interessante Fragen wie „würde man an so einem Spiel überhaupt teilnehmen, wenn das stete Damoklesschwert der Löschung über einem schwebt“ ergeben, und auch Variationen wie „es wären nur „böse“ Charaktere mit schlechten Karma-Punkten betroffen“ (wobei natürlich die Benutzung der Box die schändlichste aller Taten darstellen würde)) wären umsetzbar.

Moralische Konsequenzen des eigenen Handels innerhalb der Spielwelt sind dabei schon seit langer Zeit Bestandteil interaktiver Erzählstrukturen, man denke nur an die Atombomben-Entscheidung in Fallout 3. Doch auch der Gedanke, Mechaniken zu schaffen, die über die Grenzen des eigentlichen Spielnarrativs hinausreichen, ist nicht neu. So soll Hideo Kojima bereits zu Playstation2 Zeiten überlegt haben, ob man nicht ein Spiel erschaffen könne, dessen Disk sich nach einmaligen Spielen selbst zerstört. Ironischerweise sind derartige Szenarien bei modernen Titeln dank Online-Zwang realer als jemals zuvor, wenn auch sicherlich nicht im vorhinein als erzählerisches Feature geplant. Wie die Verbindung von Spielerinnen uns Spielern (zumindest theoretisch) für ein soziales Experiment genutzt werden kann, zeigte sich dann Jahre später in Metal Gear Solid V: the phantom pain: Im Multiplayermodus können eigene Basen mit Atomwaffen bestückt werden, doch nur, wenn sich die Gemeinschaft je Plattform auf eine konsequente Abrüstung einigt, wird eine spezielle Cutscene freigeschaltet. Leider wurde diese Belohnung mehr durch Dataminig denn durch eine atomwaffenfreie (Spiel)welt öffentlich, zumal unlängst entdeckt wurde, dass ein legitimes Erreichen dieses Ziel durch technische Unstimmigkeiten praktisch unmöglich ist.

Nicht frei von Kontroversen war auch das von Profi-Plaudertasche Peter Molyneux beziehungsweise seiner Firma 22Cans initiierte soziale Experiment Curiosity – What’s Inside the Cube? Gemeinsame Aufgabe war es, Schicht für Schicht eines aus 69 Milliarden kleineren Würfeln zusammengesetzten Quaders abzubauen, um ein „lebensveränderndes Ereignis“ im Kern zu enthüllen. Der Knackpunkt dabei: nur die Person, die den letzten Baustein entfernte, kam in dessen Genuss. Während eventuelle Erkenntnisse des Experiments selber wie erstaunliche Userzahlen oder das kooperative Verhalten der Beteiligten relativ sang- und klanglos untergingen, sogte vielmehr die Handhabung des Preises für negative Schlagzeilen. Denn der Brite Bryan Henderson, der des Würfels Kern freiglegte, sollte als „Gott aller Götter“ sowohl gestalterisch als auch finanziell an der damals in Entwicklung befindlichen Göttersimulation Godus beteiligt werden. Da das Spiel jedoch nie über den early access Status hinaus kam und finanziell dementsprechend floppte, ging auch Henderson leer aus.

Als versöhnlicher Ausklang und quasi positiver Spiegelzwilling des eingangs erwähnten Wie-weit-würde-ich-für-den-persönlichen-Nutzen-gehen Dilemmas sei noch die finale Sequenz in Nier Automata aus dem Jahr 2017 erwähnt. Denn statt für den eigenen Vorteil den Schaden anderer in Kauf zu nehmen, wird man vor die Wahl gestellt, selbstlos das eigene Leben (in Form des Speicherstands) zu opfern, um anderen in einer ansonsten praktisch unüberwindbaren Situation zur Seite zu stehen.

Super Kigurumi Zone

Retrogaming muss nicht zwingend bedeuten, sich nur mit alten Videospielen auseinanderzusetzen. Denn neben den Klassikern für C64, NES, Megadrive und Co boomt vor allem in den letzten Jahren eine aktive Homebrew-Szene, die auch neue Titel für die alte Hardware veröffentlicht. Einen nicht unerheblichen Anteil daran dürften auch Entwicklungs-Programme wie GB Studio haben, mit denen sich zum Beispiel relativ einfach Spiele für den original GAME BOY erstellen lassen. In diesem Sinne habe auch ich mich mit „Super Kigurumi Zone“ an einem Gameboyspiel versucht, das Gehirntraining in Stile eines Dr. Kawashimas Gehirnjogging mit Erinnerungen an Schulfahrten und Scooby-Doo-Cartoons verbindet. Auf akustische oder musikalisch Untermalung wurde übrigens bewusst verzichtet, um nicht die Konzentration zu stören 😉

Genau so, wie die 80er nicht nur mit schrecklicher Mode und peinlichen Frisuren, sondern auch mit technischen Neuerungen wie dem Walkman oder den ersten Heimcomputern in Verbindung gebracht werden, könnten die Teen-Jahre des neuen Jahrtausends als Konsolidierungsphase der Unterhaltungs-Abodienste betrachtet werden. Jenseits von dubiosen Diensten wie dem Jamba Sparabo ermöglichen Anbieter wie Spotify, Audible oder Netflix auch dank verbesserter Streamingmöglichkeiten, für einen monatliche Gebühr quasi unbegrenzten Zugriff auf ein umfangreiches Angebot an Musik, Hörbüchern, Filmen oder Serien. So kann es gut sein, dass man heutzutage aufwächst ohne jemals Geld für eine Musik-CD ausgegeben zu haben oder das Konzept kennengelernt zu haben, Filme in physikalischer Form zu kaufen oder auszuleihen. Seit einiger Zeit finden sich beispielsweise mit Apple Arcade auch für Videospiele entsprechende Angebote, von denen vor allem Microsofts Game Pass heraussticht. Mit Lockangeboten wie 3 Monate Game Pass Ultimate für einen Euro erhält man Zugriff auf über hundert XBox und PC-Spiele, und neben hauseigenen Produkte wie Halo, Gears of War oder Forza können auch andere Spiel gleich am Erscheinungsdatum quasi zum Festpreis gezockt werden. Darüber hinaus kann davon ausgegangen werden, dass Services wie Cloud Gaming noch weiter ausgebaut werden und sich Spielen zuindest im Microsoft-Umfeld mehr und mehr zu einer plattform-agnostischen Freizeitgestaltung entwickeln wird. Brechen also paradiesische Zeiten für die Zockergemeinde an? Als Pfennigfuchser und Dauerpessimist sehe ich die Zukunft leider nicht ausschließlich so rosig. Dabei stehen weder meine Befürchtungen, zum gläsernen Gamer zu werden, noch das intransparente Entlohnungsmodell der Entwickler im Vordergrund: Microsoft weiß auch so schon mehr über meine Spielegewohnheiten als mir lieb ist, und obwohl die genauen Konditionen in der Regel noch immer recht geheim gehalten werden scheinen viele Studios durchaus zufrieden mit Veröffentlichungen unter Game Pass zu sein und dieses Modell sogar zu begrüßen. Vielmehr hat sich meine persönliche Beziehung zu den Spielen hinsichtlich Engagement und Wertschätzung massiv verändert. Denn anders als Filme oder Serien mit einer festen Laufzeit, die man sich in der Regel einmal und nie wieder ansieht, kann die Dauer, die man mit einem Spiel verbringt, durchaus flexibel ausfallen. Doch statt mir die Zeit zu nehmen und auch einen Titel mit Ecken und Kanten im eigenen Tempo zu erkunden, verleitet mich das üppige Angebot der Gaming-Flat dazu, mich nur oberflächlich mit Highlights auseinanderzusetzen und so zeitintensive Nebenmisionen, Minigames oder Spielmodi links liegen zu lassen oder gleich Spiele, die nicht sofort fesseln, durch einen spektakuläreren Vertreter auszutauschen. Versuche ich bei einem gekauften Spiel, quasi so viel wie möglich für mein Geld aus dem Titel herauszuholen und mich somit mit praktische allen Aspekten zu befassen, locken mich selbst Achievement kaum, in einer offenen Welt verbleibende Collectables einzusammeln, ein optionales Rätsel für ein Easteregg zu lösen oder eine abgeschlossene Kampagne noch einmal auf einem höheren Schwierigkeitsgrad neu anzufangen, wenn ich stattdessen ebenso gut gleich ein komplett anderes Abenteuer bestreiten könnte. Fast fühlt man sich wie an einem All-You-Can-Eat-Buffet, an dem man eigentlich schon etwas leckeres gefunden hat, es aber gleichzeitig noch so viel anderes zu probieren gibt, für das man praktisch schon gezahlt hat. Als Pessimist könnte man gar befürchten, dass sich dieses Verhalten nachhaltig auf Umfang und Design von Unterhaltungsoftware auswirken wird und manche Mechaniken und Ideen komplett verschwinden werden, sollte das Abomodell langfristig andere Vertriebsarten verdrängen.
Doch nicht nur die Wertschätzung der Titel, die über den Game Pass-Service verfügbar sind, sinkt, sondern auch die derer, die eben nicht durch die Spieleflat abgedeckt werden. Bei einem begrenzten Budget stellt sich zwangsläufig die Frage, warum man 10, 40 oder 80 Euro für eine einzelne „unabhängige“ Neuerscheinung ausgeben soll, wenn man für oftmals gar weniger Geld Zugriff auf einen stetig wachsenden Katalog von neuen und älteren Spielen hat, die in einem ähnlichen Genre beheimatet sind. Was macht das neue Rennspiel anders, dass nicht auch durch das aktuelle Forza abgedeckt wird, und lohnt sich die Anschaffung des neuen Actionshooters wirklich, wenn man noch nicht einmal die letzten Gears of War Teile ausgetestet hat? Auch hier könnte man befürchten, dass sich eine zu starke Dominanz des Microsoftdienstes negativ auf die Marktsituation auswirken könnte.
Als Sammler und Retrofreund beunruhigt mich zudem das stete Damoklesschwert der Verfügbarkeit. Spiele außerhalb des zugegebenermaßen immer weiter wachsenden Kaders an microsoft-eigenen Unternehmen sind oftmals nur zeitlich begrenzt via Game Pass verfügbar, und so ist es mir bereits mehrfach passiert, dass mir ein Titel quasi unter dem Hintern weggezogen wurde. Dabei müssen es noch nicht einmal diese geplanten zeitlichen Begrenzungungen sein, die dafür sorgen, dass digitale Inhalte verschwinden. Vor allem auslaufende Film-, Musik- oder sonstigen Lizenzen können der dauerhaften Kuration digitaler Medien entgegenwirken. So schwierig es ist, die Spiele heutzutage zum Laufen zu bewegen, halte ich meine physikalischen Exemplare von Outrun2 beziehungsweise Outrun Coast to Coast doch in allen Ehren, kann ich mir doch sicher sein, dass durch die Beendigung der Zusammenarbeit zwischen SEGA und Ferrari die Chancen, einen Outrun-Titel auch nur in entfernter Zukunft auf irgendeiner Service-Plattform zu finden, gleich null sind. Und nun überlege man sich ein Szenario, in dem Game Pass nicht nur der dominante, sondern der einzige Weg ist, auf neu entwickelte Titel zuzugreifen.
Zugegebenermaßen ist das Ganze natürlich Meckern auf hohem Niveau, und objektiv betrachtet gibt es auch vieles, das für Game Pass spricht. Vor allem für kürzere, storygetriebene Spiele wie the Gardens Between oder Hellblade: Senua’s Sacrifice scheint der Dienst ideal zu sein, nicht zuletzt, weil die Titel in Struktur und Umfang einem Film oder einer Miniserie nicht ganz unähnlich sind und somit eher der eingangs erwähnte Netfix-Vergleich greift. Doch wie bei so vielen Dingen im Leben schätze ich auch hier Vielfalt und Auswahl. Als zusätzliche Option, günstig und unkompliziert auf eine Vielzahl an Spielen zuzugreifen, begrüße ich Game Pass, solange mir auch weiterhin alternative Möglichkeiten zum Zocken offenstehen.

Pixelween2021: The Knifening

Wie jedes Jahr stehen zum „Spooktober“ diverse gruselige Pixelchallanges an. Zum Auftakte habe ich mich an der ersten Pixelween2021 Herausforderung von Pixeljoint versucht, die ein Horrorfilmplakat in 80×120 Pixel mit einer vorgegebenen, vier Einträge umfassenden Farbpalette fordert. Deutscher Titel: Die Messerung.

it’s a mirage

disney's aladdin mirage

Mirage aus der Disney TV-Serie Aladdin in 64×64 Pixel, 8 Farben

Nach Prominenz in der Unterhaltungsbranche gefragt, denken vermutlich viele vorrangig an Schauspielerinnen und Schauspielern sowie Musikschaffenden. Berühmtheiten aus der Spiele-Industrie, deren Namen auch außerhalb der jeweiligen Gaming-Community bekannt sind, dürften sich dagegen auf wenige, „schillernde“ Persönlichkeiten wie Peter Molyneux, Hideo Kojima oder unlängst Ikumi Nakamura beschränken. Zumindest in den Anfangszeiten der elektronischen Videospielentwicklung war dies auch durchaus erwünscht: Atari verzichtete bewusst auf Credits und somit die namentliche Erwähnung der an der Entwicklung beteiligten Personen, aus Sorge, die Talente könnten von Konkurrenzunternehmen abgeworben werden. Das führte mehr oder weniger direkt zum ersten dokumentierten Easteregg im VCS 2600 Modul Adventure, in dem der Entwickler eben doch den Schriftzug „created by Warren Robinett“ in einem geheimen Raum im Spiel versteckte, der nur nach Durchführung einiger abstruser Aktionen erreichbar war. Zum Glück gehören derartige Praktiken der Publisher inzwischen der Vergangenheit an und den Männern und Frauen, die an der Erschaffung der Spiele beteiligt sind, wird in teils endlos wirkenden Abspännen Zoll getragen.
Einige besonders selbstbewusste Kreative gehen sogar noch einen Schritt weiter und bringen Ihren eigenen Namen gleich im Titel unter. Hier ist eine Liste meiner Favoriten der Entwickler, die Spiele nach sich selbst benannten:

Geoff Crammond (Geoff Crammond’s Grand Prix 4)
das englische Magazin Amiga Power erlaubte sich lange Zeit den Scherz, seinen Landsmann als Sir Geoffrey zu bezeichnen, was einem entsprechend benannten Spieletitel hier sicherlich den Spitzenplatz eingeräumt hätte. Doch auch ohne Adelstitel und offiziell nur in Europa Titel des vierten Teils der Rennserie ist Geoff Crammond’s Grand Prix 4 schon mal ein guter Auftakt für diese Liste.

Sid Meier (Sid Meier’s Civilization, Sid Meier’s Pirates!, …)
Seit Sid Meier’s Railroad Tycoon aus dem Jahre 1990 trägt praktisch jedes der über 20 seither erschienen Spiele, an denen der kanadische Entwickler beteiligt war, seinen Namen. Er hat sich damit quasi selber zur Marke gemacht, die für komplexe Simulation eines Themengebietes steht, sei es der Aufbau einer Eisenbahngesellschaft, das Management eines Golfplatzes oder die Gestaltung des Schicksals einer gesamten Zivilisation. Mit derartiger Vorhersagbarkeit verliert dieses Benennungsmuster aber auch einiges an Charme.

American McGee (American McGee’s Alice, American McGee presents: Scrapland)
Mag man zunächst an einen exzentrischen Künstlernamen denken, handelt es sich genau wie bei Dua Lipa oder Prince auch bei American McGee um den tatsächlichen Namen des Game-Entwicklers, der sich seine Sporen als Leveldesigner bei id-Software verdient hat. Mit American McGee’s Alice schien sich der natürlich gebürtige Texaner um die Jahrtausendwende ein aneckendes, den braven Mainstream durchbrechendes Image geben zu wollen, dass in gleich mehreren Aspekten Vergleiche mit Comickünstler Todd McFarlane (Spawn) weckte. Der Erfolg dieser Maßnahme war jedoch eher mäßig, woran auch bislang zwei weitere „American McGee presents“-Titel nichts ändern konnten.

Archer MacLean (Archer MacLean’s Pool, Archer Maclean Presents Pool Paradise, Archer MacLean’s Mercury)
Fast tut es mir leid, dass Archer MacLeans Name selbst eingefleischten Gaming-Enthusiasten kaum geläufig ist, hat er doch praktisch im Alleingang mit IK+ eines meiner absoluten Lieblingsspiele entwickelt, mir die Faszination von Snooker eröffnet und mit Archer dazu noch einen der coolsten Vornamen aller Zeiten. Ein Teil der Verwirrung um Spiele mit seinem Namenszusatz dürfte dem Brieten aber auch selbst zuzuschreiben sein, denn der Quasivorgänger von Archer MacLean’s Pool trug mit Jimmy White’s ‚Whirlwind‘ Snooker noch den Namen eines berühmten Spielers dieser Billard-Variante im Titel, so dass nicht wenige der Annahme waren, dass es sich auch bei MacLean um einen lizenzierten Sportler denn um den Entwickler des Spiels handele, zumal erst 12 Jahre später mit Archer MacLean’s Mercury ein guter, aber wenig beachteter PSP Geschicklichkeitsknobler erschien, der den Namen Archer MacLean mit etwas anderem als Pool in Verbindung brachte.

David Crane (David Crane’s Amazing Tennis, David Crane’s A Boy and His Blob: Trouble on Blobolonia)
Geradezu bescheiden finden sich im fast 100 Spiele umfassenden Lebenslauf dieses Urgesteins, das unter anderem Pitfall entwickelt hat, nur wenige Titel, die um seinen Namen angereichert wurden. Mit David Crane’s Amazing Tennis ist aber eine nahezu perfekte Namensgebung gelungen, denn auf kürzestem Raum wurde nicht nur der Name des Designers untergebracht, sondern auch der Sachverhalt, dass die Sportart Tennis thematisiert wird und man zudem der Meinung ist, dass es sich um ein unglaublich gutes Spiel handelt 😉

dreaddlock holiday

8bit filmplakat: judge dredd

Free falling gaming: Zocken für umme

Als Geizha Sparfuchs rechtfertige ich mein Leidenschaft für die Freizeitbeschäftigung Videospiele auch gerne damit, dass sie im Vergleich zu anderen Hobbys noch durchaus erschwinglich ist. Das Zocken am PC oder Konsole dürfte weniger kostenintensiv sein als Reisen in ferne Länder, das Herumbasteln an Sportautos oder das Sammeln von Farberge-Eiern, zumal viele dieser Tätigkeiten ein digitales Pendant haben. Doch vor allem, wenn man stets am Puls der Zeit sein oder eine Sammlung aufbauen will, kann der Geldbeutel auch mal stärker belastet werden. Wenn es dagegen nur um das reine Spielvergnügen geht, gibt es einige völlig legale Wege, mit Gratisspielen der Zockleidenschaft nachzugehen. Vor allem am Computer hat das Konzept der kostenlosen Spiele eine lange Tradition. Schon zu Zeiten des Commodore64 und Amigas gab es eine aktive Hobbyszene, in der enthusiastische Entwicklerinnen und Entwickler unter dem Begriff PD beziehungsweise Public Domain kostenfreie Spiele veröffentlichten, die nicht primär darauf ausgelegt waren, mit ihnen möglichst viel Geld zu verdienen. Heutzutage ist der Marktplatz itch.io eine gute Anlaufstelle, um in diesem Sinne entwickelte Spiele zu finden. Neben kommerziellen Indie-Titeln bietet der Shop auch eine immense Anzahl von Games, die gratis sind beziehungsweise deren Bezahlung auf dem pay-what-you-want Prinzip beruhen oder „Trinkgeld“-basiert sind. Natürlich können diese zumeist von Einzelpersonen oder kleineren, unabhängigen Teams entwickelten Spiele nicht komplett mit AAA-Titeln großer Publisher mithalten, bieten dafür aber oftmals interessante Ideen, ungewöhnliche Spielmechaniken oder eine sehr persönliche Geschichte. Auch in den oft auf itch.io abgehaltenen Gamejams finden sich viele kleinere Projekte mit diesen Tugenden. Außerdem wird nicht nur der PC bedient, denn neben Spiele-Apps für Android-Handys entdecken Retrofreunde auf der Seite gar das eine oder andere kostenlose Homebrew-ROM für NES oder den C64.
Während diese Programme für echte Zockertechnologie der 80er und 90er ausgelegt ist, handelt es sich bei Pico8 um eine virtuelle Fantasiekonsole beziehungsweise Entwicklungsplattform, die mit starken Limitationen wie geringer Auflösung und Farbeinschränkungen dem Look and Feel vergangener Tage nacheifert. Die Pseudo-Retro-Konsole ist in diesem Zusammenhang erwähnenswert, da sich auf der zugehörigen Webseite viele Pico8 Spiele in Form von Modulen finden, die sich direkt kostenlos und über den Webbrower spielen lassen. Hier triff man neben neu interpretierten Klassikern auch auf jede Menge innovativer Konzepte kreativer Köpfe, die die Beschränkungen sowohl spielerisch als auch technisch in beeindruckender Weise an ihre Grenzen treiben und mich seit Jahren auf eine erschwingliche Hardware hoffen lassen, mit der sich eine „reale“ Pico8-Konsole für das Wohnzimmer realisieren lässt.
Wem der Sinn dagegen etwas mehr nach – sagen wir mal klassischer – Unterhaltungssoftware steht, ohne dafür einen Cent ausgeben zu müssen, sollte den Blick auf den EpicGameStore richten. Stand ich dem noch relativ jungen Marktplatz und Steam-Konkurrenten zunächst recht skeptisch gegenüber, hat das recht aggressive Marketing schließlich auch bei mir seine Wirkung entfaltet und mich über die Feiertage 2020 zur Anmeldung verleitet. Denn dank einer entsprechenden Aktion standen täglich wechselnde Titel aus dem Sortiment des Shops zum Gratisdownload bereit. Zwar wird inzwischen das Füllhorn der ein bis zwei kostenfreien Spiele nicht mehr jeden Tag, sondern „lediglich“ wöchentlich ausgetauscht, doch auch so dürfte für ausreichend frei verfügbaren Spielspaß gesorgt sein, vor allem da sie eine weite Bandbreite abdecken und von Indie-Lieblingen wie Inside bis hin zu ehemaligen Vollpreistiteln eines Kalibers von Rage 2 oder Star Wars Battlefront II reichen. Natürlich haben diese Spiele in der Regel einige Zeit seit ihrer Erstveröffentlichung auf dem Buckel, aber dennoch ist ein Preis von 0 Euro ein Angebot, das man nur schwerlich ausschlagen kann.

Bezogen sich die bisherigen Tipps zumeist auf den PC, gibt es auch an Konsolen einige Wege zum kostenlosen Zocken, auch wenn die Möglichkeiten hier aufgrund der Geschlossenheit der Systeme weitaus geringer sind. Zwar wird bei alle drei großen Hersteller im Rahmen von Nintendo Online Service, Playstation Now, Games with Gold und Gamepass gerne von Gratis-Spielen gesprochen, doch wirklich kostenlos sind diese nicht, da ja für die entsprechenden Services Geld verlangt wird und die Titel eigentlich nur solange zur Verfügung stehen, wie der jeweilige Dienst abonniert ist. Zumindest die unter den XBox 360 Bereich von Games with Gold fallenden Spiele haben den Vorteil, dass sie in der Regel dauerhaft in den eigenen Besitz auch nach Beendigung des Abonnements übergehen.
Stattdessen sorgt mit Microsoft Rewards ein Kundenbindungsprogramm dafür, dass in letzter Zeit die XBox One meine bevorzugte Plattform ist. Mit täglichen Aktionen wie dem Suchen auf Bing (Songlisten von Bands lassen sich besonders schnell durchklicken 😉 ), der Beantwortung von durchaus interessanten Quizfragen oder dem Freischalten eines Achivements lassen sich Punkte sammeln, die neben Teilnahmen an Gewinnspielen oder Gutscheinen für andere Geschäfte auch in Microsoft-Guthaben umgewandelt werden können. Dieses hat nicht einen unschlagbar guten Wechselkurs (4650 Punkte entsprechen 5 EUR Guthaben), sondern kann vor allem in Kombination mit den wöchentlichen Angeboten dafür sorgen, dass die Spielebibliothek quasi durch ein in sich geschlossenes System ohne Geld von außen jeden Monat um einige Titel anwächst.
Außerdem kann es sinnvoll sein, die Aktivitäten der Plattforminhaber regelmäßig im Auge zu haben, denn gelegentlich zeigen sich diese großzügig und stellen wie aktuell Sony mit Knallern wie Ratchet and Clank und Horizon: Zero Dawn unverhofft Spiele gratis bereit. Dabei kann eine auf das jeweilige System spezialisierte Webseite hilfreich sein, um rechtzeitig von diesen Aktionen, die oft zeitlich begrenzt sind, Kenntnis zu nehmen. Im Falle der XBox One schaue ich daher regelmäßig auf xboxdynasty.de vorbei. Zwar bietet die Seite auch jede Menge clickbaitigen Nicht-Journalismus der Art „Gerüchten zufolge arbeitet das Studio, das hinter erfolgreichem Spiel X steckt, an einem neuen Projekt“ (no shit, sherlock), vermeldet aber gelegentlich auch legale Kuriositäten wie die Gratisversion von Ikaruga im koreanischen Marktplatz.
Außerdem finden sich, wenn auch in geringerer Stückzahl, kleine Spiele in den jeweiligen Stores, die zu Pomotionzwecken entwickelt wurden und daher ebenfalls gratis sind. Titel wie Doritos Crash Course oder FF15, a king’s tale sind rare Vertreter der Gattung Werbespiele, die mich wehmütig an den Geldbeutel schonende Unterhaltung a la Karamalz-Cup oder Vicor Loomes zurückdenken lassen.
Und schließlich gibt es mit „free to play“ noch die namentlich eigentlich naheliegendsten „freien“ Spiele, deren Ruf allerdings nicht gerade der beste ist. Denn anders als einfach nur „free“ enthält „free to Play“ in der Regel eine monetäre Komponente, die mitunter durch Microtransaktionen, Pay-to-win Elemente und Glücksspielmechaniken unangenehm auffällt. Doch auf der großen Free to Play Wiese tummeln sich auch diverse Exemplare, deren Geschäftsmodell man als fair einstufen kann und die schon in der kostenfreien Version einiges an Spielfreude bieten. Vor allem unter den großen Battle Royal Multiplayer-Shootern und MOBAs ist free-to-play quasi der de facto Standard geworden. Auch wenn ich persönlich mit reinen Mehrspieler-Titeln wie fortnite oder League of Legends wenig anfangen kann, gehören sie doch nicht nur zu den momentan populärsten Spielen überhaupt, sondern sind auch zumindest theoretisch komplett gratis spielbar und verlangen allenfalls für kosmetische Gegenstände oder Charaktere bare Münze. Dementsprechend ist es auch nur zu begrüßen, dass Microsoft unlängst die Notwendigkeit eines XBOX LIVE Gold Abos für das gemeinsame Zocken über das Internet für viele Angebote aus dem F2P-Bereich fallen gelassen hat. Aber auch Vertreter weiterer Genres sind einen Blick wert. So überteuert beispielsweise Dead or Alive 6 noch immer Kostümpacks und einzelne Kämpferinnen und Kämpfer anbietet, so überraschend umfangreich ist die kostenlose Basisversion, die nicht nur 4 Charaktere enthält (leider nicht meine Favoritin Ayane), sondern auch einen umfangreichen Missionsmodus, der über verschiedene Aufgaben verteilt praktisch die Kontrolle des gesamten Kaders erlaubt.
Andere Free-to-play Titel fassen das Konzept eher wie eine erweiterte Demoversion auf: Flippersimulationen wie Zen Pinball oder Zaccaria Pinball spendieren zusammen mit dem Grundgerüst, zu dem sich sich Tische einzeln oder im Verbund zukaufen lassen, auch jeweils uneingeschränkt spielbare Automaten, mit denen sich naturgemäß bereits lange Spaß haben lässt. Bei episodisch veröffentlichten Spielen wie Life is strange, Resident Evil Revelations 2 oder Hitman 2 steht die erste Episode oftmals nach kurzer Zeit kostenlos zur Verfügung.

Wie man sieht, muss es also nicht immer die aktuellste Neuveröffentlichung zum Vollpreis sein. Mit einem kleinen Blick über den Tellerrand lässt sich nicht nur einiges an Geld sparen, sondern eventuell auch die eine oder andere Überraschung entdecken.