XBox Review: Access Denied: Escape im Test (XBox One/XBox Series)

Ein reduziertes Design ist in meinen Augen oftmals eine tolle Sache, denn die Konzentration auf das Wesentlich sorgt häufig für eine zeitlose Eleganz und resultiert im Idealfall in einer höheren Qualität der verbleibenden Kernelemente. Bezogen auf die Erstellung von Videospielen dürfte es dementsprechend wohl kaum ein kompakteres und direkteres Unter-Genre geben als der Puzzleboxen, die mit Spielen wie der the Room Reihe vor allem auf mobilen Endgeräten populär wurden. Verdichtet die Gattung der Escape-Room-Spiele die Ideen klassischer Point and Click Adventure-Games bereits auf eine einzelne Lokalität und verbindet gerne traditionelle Inventar-Benutzung mit abstrakteren Logik-Aufgaben, komprimieren Puzzle-Boxen diese spielerischen Konzepte noch mehr und verpacken sie in einer tückischen Tüftel-Truhe. Das muss natürlich nicht heißen, dass dabei auf nettes Beiwerk wie Story oder eine ansprechende Präsentation verzichtet wird. Access Denied: Escape von Stately Snail ist eine Kombination aus eben solchen Puzzle-Behältern und Rätsel-Räumen, wobei der zeitliche Schwerpunkt klar auf dem Knacken der gut 30 Knobel-Kisten liegt. Für den PC ist das Spiel seit mehr als einem Jahr erhältlich, und kürzlich wurden auch Xbox, Playstation und Switch mit entsprechenden Versionen für günstige 4,99 EUR versorgt. Der dortige Publisher Ratalaika Games war des Weiteren so freundlich, mir einen Code für die Xbox zur Verfügung zu stellen.

Im Rahmen der Hintergrundgeschichte wird man als freiberuflicher Hacker von Dr. Kobayashi per Chat kontaktiert und darum gebeten, in seinem Labor vor Ort Bausteine einer Biomatrix (was auch immer das sein soll) aus speziell gesicherten Containern zu befreien, die der Reihe nach per Förderband präsentiert werden. Die weitere Handlung entfaltet sich darauf hin hauptsächlich in Form von Computernachrichten und Notizen, die man in der sehr überschaubaren Forschungseinrichtung etwa in Größe eines Apartments entdeckt. Hatte ich zunächst einen recht vorhersehbaren und klischeehaften Verlauf angenommen, wurde durch eine überraschende Enthüllung zunächst meine Aufmerksamkeit bis zum Schluss geweckt, nur um leider in einem etwas abrupten und nicht ganz klar ausformulierten Finale zu enden. Dennoch erfüllt die Story als thematischer Sci-Fi-Mystery Unterbau für den gut 2-3 Stunden andauernde Ratespaß ebenso ihren Zweck wie farbenfrohe Optik im reduzierten Cartoon-Look. Gerade die offensichtlich von älterer, analogen Technik inspirierten Knobel-Kassetten profitieren dabei mit guter Lesbarkeit der auf ihren Oberflächen angebrachten Interaktionsmöglichkeiten von diesem Grafikstil, doch auch die Laborumgebung wird mit ausreichend Leben gefüllt und zeugt von der leicht zerstreuten Arbeitsweise des abwesenden Akademikers, ohne dabei unübersichtlich zu werden. Die vielen mechanischen Elektrobauteile wie Schalter, Schieberegler und Drehknöpfe legen dabei nahe, das ein Touchscreen oder zumindest eine Maus vermutlich die bevorzugte Bedienmethode sein sollte, zumal gerade Spiele wie das Eingangs erwähnte The Room zeigen, wie sehr diese taktilen Bewegungen zum Spielspaß beitragen können. Demzufolge gestaltet sich insbesondere die Kontrolle des Cursors per Gamepad ähnlich wie in Escape Academy ein wenig plump und übersensibel, so dass man mitunter nachjustieren muss, um beispielsweise ein Steuerelement in die gewünschte Position zu bringen. Alles in allem stellt dieses aber kein schwerwiegendes Hindernis dar, und den restlichen Tasten des Controllers kommen wenigstens Funktionen wie das Drehen des zu knackenden Tresors zugute. Auch in den Passagen, in denen man sich frei in der Versuchsanstalt umsieht, vertraut die Consolenversion von Access Denied: Escape auf klassische First Person Steuerung, während das gesamte Spiel von unaufdringlicher und dezenter Musik begleitet wird, damit man sich in Ruhe auf die Kopfarbeit konzentrieren kann.

Diese dreht sich oft darum, Codes auf Basis von Hinweisen zu ermitteln und einzugeben, doch die Mini-Tresore wurden auch mit anderen kniffligen Denksportübungen wie beispielsweise einem kleinen Labyrinth, durch das man eine Figur per Programmierung leiten muss,  gesichert. Besonders gut gefallen hat mir auch eine Problemstellung, bei der auf einer eingeschränkten Fläche Leiterbahnen so verlegt werden müssen, dass sie einerseits bestimmte Gatter passieren, andererseits aber nicht nebeneinander verlaufen dürfen.  Angesichts der überschaubaren Länge des Spiels ist es dabei besonders zu begrüßen, dass trotz vertrauter und gleichbleibender Bedienelemente die Rätsel abwechslungsreich gestaltet sind und sich kaum Wiederholungen in der konkreten Art der Aufgabenstellung finden, womit jede Puzzlebox eine neue Herausforderung darstellt. Etwas schade finde ich dabei jedoch deren Geradlinigkeit: Anders als andere Spiele mit einer einzelnen, wortwörtlich verschachtelte Kisten, die an jeder Ecke, Kante und Verzierung neue Geheimnisse für das weitere Vordringen (ver)birgt, sind die drei bis vier Seiten der Behälter in Access Denied: Escape nebst einiger Hilfsmittel das einzige, was man zum Freisetzten deren Inhalt benötigt. Zwar muss gelegentlich mal eine Metallverblendung abgeschraubt oder erst ein Panel so konfiguriert werden, dass es eine zu entschlüsselnde Nachricht anzeigt, mehr als zwei bis drei Schritte beziehungsweise 5 Minuten sind aber selten nötig, um eine Kiste zu öffnen. Das liegt im positiven Sinne vor allem daran, dass das jeweilig zugrundeliegende Regelwerk stets logisch und nachvollziehbar aufgebaut ist, so dass sich nach guter Beobachtung und etwas Überlegung schnell der korrekte Lösungsweg erschließt. Damit liegt der Schwierigkeitsgard ideal im angenehmen Bereich zwischen entspannend und herausfordernd. Wer dennoch einmal nicht weiter weiß, kann auf ein elegantes, mehrstufiges Tippsystem zurückgreifen, dass entsprechende Hilfestellung gibt, ohne gleich die Hürde komplett aus dem Weg zu räumen.

Auch, wenn Access Denied: Escape vielleicht nicht ganz so mysteriös ist, wie ich es mir gerne gewünscht hätte, und einmal beendet praktisch keinen Wiederspielwert besitzt,  hat es mich über die kurze Dauer doch gut unterhalten. Günstiger als ein Kinoticket und sicherlich auch nicht mit einer schlechteren Story versehen als viele aktuelle Filme sollte der Titel sowohl für Genrefans als auch diejenigen, die sich auch nur im entferntesten für Rätsel-Spiele interessieren, einen Blick wert sein.

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